Ursula Geiger

EIN AMTSWEG

Heute hatte ich Termin,
auf einem Amt, im schönen Wien.
Die Glasfassade war pompös,
das machte mich ganz schön nervös.
So trat ich ein, voll Zuversicht,
mit einem Lächeln im Gesicht.
In einer Loge, ganz aus Glas,
ein Mann mit dicker Brille saß.
Ihn frug ich nach der Zimmernummer,
die wichtig wär für meinen Kummer.
Sein Brot, in das er grad gebissen,
hat auf den Tisch er wild geschmissen.
„Wos is denn jetz scho wieder,
kaum setz i mi am Arsch da nieder,
kummt so a Funsen und tuat stern.“
War durch den Sprechschlitz gut zu hör`n.
Verzagt durch diese bösen Worte,
wollt ich schon flüchten durch die Pforte.
Da ich doch Kunde und auch freundlich,
war mir das ganze etwas peinlich.
Er hört den Wunsch sich gnädig an,
so fand ich auch das Zimmer dann.
Vor diesem standen viele Leute,
als hofften sie auf fette Beute.
Ich zog, wie alle, eine Nummer,
wartete geduldig auf den Aufrufsummer.
Nur langsam leerte sich der Gang,
mir wurd es langsam Angst und Bang.
Wenn die in ihren Amtsklausuren,
nicht schneller sind auf Arbeitstouren,
sitz ich noch morgen hier und warte,
und hab am Hintern eine Schwarte.
„Hundertdreissig ka jetz kumma,
hin is unser Nummernsumma.“
Diese schrille Stimmenlage,
verhieß nichts Gutes, keine Frage.
Der Anblick der sich mir dann bot,
bracht mich nun gänzlich aus dem Lot.
Das Wesen hinter seinem Tisch,
war alles andere als frisch.
Das ES war scheinbar eine Frau,
schwergewichtig und schon grau.
Egal, ES war für mich die Amtsperson,
und für die Arbeit kriegt ES Lohn.
So trug ich vor jetzt mein Begehr,
dem ES viel das Verstehen schwer.
„Wos sie da mana, versteh i net,
i glaub sie hoidn mi fia bled.
Redns Deitsch und net so gschwoin,
dann was i vielleicht was sie woin.“
Nun war bei mir der Ofen aus
und meinen Frust lies ich jezt raus.
„Wenn Sie mich hier garnicht verstehn,
dann kann ich ja schon wieder gehen.
Ich schick ein Fax an ihre Stelle,
das wird verstanden auf die Schnelle.
Ein Fax empfängt in deutscher Sprache
so wird erledigt meine Sache.“
So hab ich es auch dann gemacht
und es ging schneller als gedacht.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.10.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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