Silvia Pree

Ich vermisse dich

Ich könnte schwören:
Ich hör’ dein Lachen.
Laut und fröhlich.
Im Wohnzimmer.
Und gleich wirst du hinter mir stehen.
Deine Arme um mich legen.
Und mich küssen.
Ganz sanft.
Oder du streichelst meine Wange.
Flüsterst mir leise Worte ins Ohr.
Erregend.
Prickelnd…

Aber ich träume nur.
Im Zimmer plärrt das Radio.
Und dein After Shave hat sich verflüchtet.
Längst.
Du bist gegangen.
Letzte Woche.
Und ich weiß nicht, wann du wieder kommst.
Ein Lehrgang.
In Bad Hofgastein.
Drei Wochen.
Vielleicht kannst du einmal am Wochenende kommen.
Mich besuchen.
Aber es ist nicht sicher.
Das Programm ist dicht gedrängt.
Und lässt dir wenig Spielraum…
So warte ich abends.
Jeden Abend.
Auf deinen Anruf.
Auf die eine oder andere Mail.
Deine Stimme klingt zärtlich.
Am Handy.
Du machst mir Mut.
Wenn ich weinen möchte.
Weil du mir so fehlst.
Aber ich spüre genau:
Auch du bist nicht glücklich.
Der Lehrgang nervt dich.
Du sagst es nicht.
Aber dein Tonfall verrät dich.
Ab und an.
Obwohl du es nie zugeben würdest…

Ich liege wach im Bett.
Starre ins Leere.
Ich wünschte, du würdest neben mir liegen.
Ich würde dich atmen hören.
Ganz leise schnarchen.
Dann würde ich gleich einschlafen.
Schon wegen deiner Nähe.
Ich würde mich an dich kuscheln.
Und du würdest etwas Unverständliches murmeln.
Und den Arm um mich legen.
Allein die Vorstellung tut gut.
Aber bis du wiederkommst…
Drei Wochen!
Nein.
Es sind nur mehr siebzehn Tage.
Siebzehn endlose Tage.
Wie hast du vorhin gesagt?
Vorhin am Telefon?
Was sind schon siebzehn Tage?
Hast du je so lange Urlaub gehabt?
Die sind weg wie nichts!
Aber Urlaub ist nicht dasselbe wie warten.
Warten darauf, dass du wiederkommst.
Und dein Rasierwasser den Raum erfüllt.
Du nimmst immer ein wenig zu viel davon.
Aber das würde mich nie stören….

Mein Kopf wird schwer.
Die Augen fallen mir zu.
Endlich.
Wie lange bin ich wach gelegen?
Blitzartig sehe ich dein Bild vor mir.
Ganz groß.
Du bist Teil meines Traums.
Und du lachst.
Es tut so gut dich zu sehen.
Ich kann dein Gesicht erkennen.
In allen Einzelheiten.
Ich fühle etwas warm in mir aufsteigen.
Es breitet sich in meinem Körper aus.
Wohlig.
In die Arme und Beine.
Und bis in die Zehenspitzen.
Du kommst bald!
Ich weiß es plötzlich.
Du kommst bald!
Ich lasse mich fallen.
In dieses warme Gefühl…
Das mich aufnimmt.
Weiter trägt…

Vivienne/Feuerlilie

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.10.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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