Karl-Heinz Fricke
Voreilig
Es hüpfte vor Freude sein Herz.
Singend fuhr er nach Haus.
Was ihm geschah war kein Scherz.
Rosig sah seine Zukunft aus.
Als er in die Küche ging
ein Zettel an der Türe hing.
Er schaute darauf wie gebannt
und das was geschrieben stand:
"Ohne dich wirklich zu hassen,
hab' ich dich endlich verlassen.
Dein Boss rief an, was musst ich erleben,
du hast deinen Job einfach aufgegeben.
Jetzt fängt das Theater wieder an
mit einem arbeitslosen Mann.
Das mache ich nicht mehr mit
und wähle nunmehr diesen Schritt.
Du ignoriertest mich seit Wochen,
mäkelst herum an meinem Kochen,
bemerktest nicht mal meine Dauerwelle,
gleich vor die Glotze auf die Schnelle.
Verschlingst das Essen wie ein Hund,
küsstest nicht mehr meinen Mund.
Im Bette drehst du dich gleich um,
wenn ich mal will, dann guckst du dumm.
Das Negligee, das ich erstand,
nichtmal deine Beachtung fand.
Jetzt haben wir wieder kein Geld,
ich zieh mit deinem Bruder nach Bielefeld.
Wenn du mich nun auch hasst,
mein Entschluss, der ist gefasst.
Leite bitte die Scheidung ein,
du kannst mir gestohlen sein!"
Oh, wie fühlte er sich jung
und machte einen Freudensprung.
Nachdem er erst darüber schlief
schrieb er der Elke diesen Brief:
"Ich hatte schon die Tickets bestellt
für eine Seefahrt um die Welt.
Du hast es mir sehr leicht gemacht,
vor Freude hab' ich laut gelacht.
Dein Negligee hab' ich wohl gesehen
noch mit dem Preisschildchen versehen.
Mein Brude lieh 50 Piepen von mir,
davon schenkte er das Nachthemd dir.
Du warst mir seit Wochen so egal,
und wie gesagt, auch du kannst mich mal!
Meinen lausigen Job, den schmiss ich hin
für einen großen Lotto Gewinn.
Endlich, endlich bin ich am Ziel,
10 Millionen sind kein Pappenstiel.
Ein ungeheurer Batzen Geld
kein Pfennig geht davon nach Bielefeld.
Halt dich man lieb an Waldemar,
mein Bruderherz, nun muss ich grinsen,
der einmal eine Waltraut war,
dir geht auch alles durch die Binsen!"
Karl-Heinz Fricke 23.11.2005
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