Wilfried Claus

Drei Fichtengeschwister

 

 

Ich muß vorbemerken was „Dirnen“ in dem Text bedeutet.
Damit beim Lesen an der Stelle das gleich erfassbar ist,
(und nicht erst nach einer Nachbemerkung hinterher).

“Dirnen“ bezeichnet eine Flur.
Es ist der obere Bereich eines Berges. Und der Berg heißt auch so. Einfach „Berg“, der Berg.
Er ist von breiter Mächtigkeit, nicht hoch, eher flach.
Und es ziehen schöne Wander- und Wiesenwege um den Berg.

Die Süddeutsche Landschaft bzw. das Erdreich liegt auf dem Grund des frühen Jurameeres.
Der einstige Meergrund, in Zeiten zwanzig Meter hoch gewachsen und verfestigt, ist die „Posidonien-Platte“. Benannt nach der darin häufig vorkommenden Posidonien-Muschel.

Als das Meer zurückging, hob sich der Berg – vielleicht war er im Meergrund schon da.
Erosion folgte, Erde und Pflanzen wuchsen.

Der Berg lag immer da. Es fegten unzählbare Stürme über ihn hin. Und Erde hatte Mühe in seinem oberen Bereich - „Dirnen“ - zu siedeln und sich zu halten.

Erde liegt auf „Dirnen“ nur ca 50 cm hoch. Darunter gleich der felsgewordene Posidonien-Meergrund.

Und der Bewuchs war von jeher „dier“ (dürr, wenig).
So bekam „Dirnen“ von den Menschen die dort pflanzten den Namen.

 

Drei Fichtengeschwister.

Rank und hoch gereckt
in Lüfte und Lebensraum,
Erdverbunden-Sein
im Hügelhain der Straße nah,
Baumarme - wippend im Wind,
meiner schlanken Fichten Omorika.

In der Gruppe zu Dreien
sich berührend zum Tanz,
ich habe sie lang einst vor Jahren
in braunen Boden gepflanzt
als sie klein noch wie Kinder waren.

Die Pflanzlöcher ausgehoben
für viele kleine Wurzelbeine,
tief und breit genug gestemmt,
hineingesetzt und mit Erde
umschlossen und eingeschlemmt.

Aufrecht gesetzt und gerichtet
der Sehnsucht nach oben
zum Licht hin zur Sonne und Luft,
noch hinter das ferne Blau
wo Weite von Ewigem ruft.

Dreier Kinder kleine Füße
traten den Boden dicht,
drei Omorika Stämmchen
bogen Zweige - Nadelhände
streiften der Kinder Gesicht.

Sie wuchsen heran
breiteten Äste wie Arme aus
fassten sich an den Zweigen,
ich sah’s herüben vom Haus
spielten schön Kinderreigen.

Und aus dem Teich davor
unter den Fichtarmzweigen
fliegen Vögel, Paare empor
vom Bad und stillender Tränke
in die Sonne auf Fichtzweigbänke.

Oft ging mein Blick zu ihnen hin
Gedanken wollten nicht ruh’ n.
Aus dem Fenster Schnellzug Leben
Augenblicke rasend eilen
noch in Traumes Netzen weilen.

Dann plötzlich ist Herbst.
Abenddunkel, kühles Nass.
Bäume stehen wie graue Gerippe.
Gelb liegt ihr Grün im Gras
am Laubstamm lehnt die Hippe.

Braune rissige Rindenhaut,
Grünen - doch zur Bahre bereit,
Grün im Sommer wie Winter -
Grün ist immer das Fichtenkleid
meiner braunen Omorika-Kinder.

Über „Dirnen“ gehen die Wege her
über die Felder mein steinalter Wind,
der stürmte Wogen im Jurameer -
weht im Sommer den duftsüßen Klee,
bald bläst er kalt, bringt er Schnee:

Im Laternenschein bei Nacht
fallen Flocken lautlos nieder.
Weißer Morgen wacht -
meine Schlanken stehen wieder
neu in dichter Schneepelzpracht.

Und vorweihnachtlich war es
da hörte ich Wispern,
drüben
bei den Fichtengeschwistern,
lauschte den sprechenden Bäumen.
Die Drei erzählten im Hügelhain
von ihren Fichtbaumträumen:

Zum Schöpferfest
- sie nannten es so –
draußen,
unter Sternlichterschein
möchten sie Weihnachtsbaum sein -  
das wäre ein Fichtenglück –

gern sagt’ ich mir,
und leise ihnen zurück.

© Wilfried Claus

Nachbemerkungen:

Omorika:
Picea Omorika, Fichtenart, = „Serbische Fichte“, leicht erkennbar am schlanken Wuchs und am Hellgrau an den Nadelunterseiten.

Schöpferfest:
Warum sie „Schöpferfest sagen? Sie waren die Ersten der Schöpfung.
Vielleicht wissen sie den wahren Namen, Schöpfer / Schöpferin. Sie sind frei von Späterem – erst später die Menschen haben gewetteifert, viele Namen für Einen, viele Religionen erfunden und Riten dazu.

In aller Regel zu gedachtem Eigenschutz und vorsätzlichem Eigennutz. Sich die Erde und  andere Völker untertan zu machen.
Religionen - bis hin, einen zu haben, der schon von vornherein für ihre Taten der Büßer wäre.

Lebewesen - menschliche, tierische, pflanzliche, das Wesentliche daran, Geborenwerden, Wachsen, Atmen–Leben, dann Sterben, – das ist bei diesen allen Lebewesen gleich.

Viel mehr als nur interessant ist m.E. dazu folgendes:
Man identifizierte ca. 1995 eine Substanz, welche stoffidentisch gebaut von allen dreien, Pflanze Tier und Mensch, das Strophanthin ( Strophanthus-Strauch). Die Gewächs-Lebewesen waren zuerst da. Und für Tier und Mensch wurde nicht alles neu erfunden.

Bezeichnend auch, es ist eine herz- und lebenswirksame Substanz. (Und natürlich ohne Nebenwirkungen wenn es der Körper für sich, und nicht die Pharma für Patienten baut).
Strophanthin in der Pflanze – die Pflanze braucht und baut die Substanz für sich –
und dieselbe, identische Substanz – als wichtige herzwirksame Hormonsubstanz – brauchen und bauen Tier und Mensch auch für sich.

Wer Weiteres erfahren möchte:

> www.melhorn.de

Dies waren ein paar mehr Nebenbemerkungen – was einem beim Schreiben so in den Sinn kommt.
Man kann nicht alles in Gedichtzeilen unterbringen.
Einfach fallen lassen wollte ich es auch nicht.

Wilfried Claus

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.11.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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