Robert Fischaleck

Wassertaube

 
Wassertaufe  
Schlafend sinkt die Wassertaube
und träumt vom großen, dunklen Fisch,
träumt ihn blau und stolz und schwer.

Taucht durch Wellenschlag nach Ufern
Ach, sie sehnt sich doch so sehr
und greift im Schlaf nach Schätzen
und lauscht dem unberührten Takt
und schreibt mit Sand in Wellenzeilen
und löscht
mit jeder neuen Flut der Töne,
rieselnd durch die Zwischenräume
irrend durch das Riff der Träume
alles was vom Mensch erdacht.

Summend schläft die Wassertaube
wiegt und dehnt sich in den Bildern,
die wie der Sand dem Griff entfliehn,
seufzt und sehnt sich mehr und mehr
beide Augen schimmern endlos
tief und unvergeßlich
immer wieder rauscht das Meer.

Schlafend trunk'ne Wassertaube
träumt der Fisch wird sterben
und sieht für Augenblicke sein Gesicht
sieht wie auch in seinen Augen
der Flügelschlag der Seele spricht

Lautlos
doch sie hört den Schrei
Träumt, erschrickt und bricht
im Schlaf entzwei.

Halb zersplittert, halb ganz nackt
Wassertaube aufgewacht
und schaut aus zwei Gesichtern
und hört mit zwiefach Ohr
den sanften Morgen flüstern.

Schlaf umfängt die Wassertaube
kaum daß sie dem Morgen lacht,
und dort wo zwischen Seelensplittern
neue Bilder sprießen
neuer Schmerz und neue Sehnsucht
bleibt die andre Seite nackt.

Und es scheint die Nackte
spricht und träumt nicht.

Doch für makellose Augenblicke,
wird sie sich erinnern,
daß ihr einst versprochen,
daß dort Flügel rauschen,
hinter diesen stummen Augen.
Und sie tastet rückwärts
durch die Nacht.

Doch welch ein Ruf
voll Staunen- Schrecken - Hoffen
und auch dieselbe Sehnsucht
als sie dann aufs Wasser blickt
und dort im dünnen Spiegelbild
in ihre eigenen Augen schrickt.

 

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