Bernd Rosarius

Die Straßenmalerin

Sitzt du des nachts auf einer Bank,
dann siehst du sie vorübergehen.
Gerade an deiner Bank entlang,
kannst du kurz ihr Antlitz sehen.
  
Ihr langes Haar hebt sich im Wind,
frieren muss sie, es ist kalt.
Wie ein Wiesel läuft geschwind,
das Mädchen durch den dunklen Wald.
 
Sie schaut dich auf der Bank nicht an,
sie schenkt dir keinen einzigen Blick.
Dein Auge hängt noch hintendran,
da bleibt das Dunkel nur zurück.
  
Schaue nur genauer hin,
das ist die Straßenmalerin.
  
Sie liebt das Dunkel einer Nacht,
früh morgens dort hindurch zu gehen.
Sie kann mit voller Farbenpracht,
ganz früh auf ihrer Straße stehen..
  
Denn sie hat sich losgesagt,
von gesellschaftlicher Pflicht.
Sie geht durchs Leben unverzagt,
und hört die vielen Störer nicht.
  
Eilt der Tag mit Licht herbei,
sitzt sie in Straßen und in Gassen,
Um beim ersten Hahnenschrei,
zu warten auf die Menschenmassen.
  
Schaue nur genauer hin,
das ist die Straßenmalerin.
 
Dann malt sie in Farbenpracht,
ihre Seele in den Raum.
Was sie kunstvoll dargebracht,
entstand zuvor in ihrem Traum.
  
Ein alter Blechtopf steht daneben,
er füllt sich rasch mit kleinem Geld.
Ein bisschen Mehr zum Weiterleben,
einen Tag länger auf der Welt.
  
In ihren Augen bricht das Licht,
die Schöpfung gibt ihr einen Kuss.
Sie sieht die vielen Menschen nicht,
Weil sie schneller malen muss.
  
Schaue nur genauer hin,
das ist die Straßenmalerin.
 
Hat sie ihr Werk zu End gebracht,
ergreift sie hastig noch ihr Geld,
und verschwindet in der Nacht,
die sie fest umschlungen hält.
  
Sie hustet stark, kein Arzt ist nah,
kein Mensch reicht ihr die Hände.
Niemand ist so wirklich da,
der hilfreich bei ihr stände.
  
Du möchtest sie gern wiedersehen,
des nachts auf deiner Bank?
Doch niemand wird vorübergehen,
an deiner Bank entlang.
  
Du wirst sie irgendwann beklagen,
So wie sie lebte starb sie auch.
Man hat sie kürzlich erst begraben,
unter einen Brombeerstrauch.
  
Schaue nicht mehr weiter hin,
es war die Straßenmalerin.

© Bernd Rosarius

 

 

 

 

In Memorandum Anni 1966Bernd Rosarius, Anmerkung zum Gedicht

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