Celine Rosenkind
Der Zaubervogel
Der Zaubervogel
in Eintracht und Frieden miteinander.
Jeder von ihnen war auf unterschiedlichste Weise sehr schön.
Etwas hatten sie alle gemeinsam. Sie hatten sich vorgenommen,
mit ihrem Gesang die Menschen zu verzaubern, wussten sie doch,
dass der Herrgott erwartete, diese Gabe die er ihnen geschenkt,
auch zu nutzen.
Eines Tages aber wurde die kleine friedliche Schar aufgescheucht
denn ein wunderschöner Artgenosse kreiste über ihnen und lauschte.
Der Gesang verstummte als der Schönling inmitten der kleinen Schar landete.
So ein schönes Gefieder hatten sie alle noch niemals gesehen.
Bewundernd schauten sie ihn an und zwitscherten aufgeregt durcheinander.
Da machte der Neuankömmling seinen Schnabel auf und fing an zu singen.
So etwas Schönes hatten die Vögel nie gehört. Ehrfürchtig verstummten sie.
Da, so dachte wohl mancher von ihnen, können wir einfach nicht mithalten. So kam es,
dass so mancher seinen Kopf unter die Flügel steckte weil ihm die Lust am Singen vergangen war.
Resignation machte sich unter jenen breit die sich nun überflüssig vorkamen,
dachten, dass die Menschen dieses bunte, schillernde und stimmgewaltige Wesen
mehr lieben würden wie sie.
Oh ja, der Neuankömmling schaffte es tatsächlich die Menschen in seinen Bann zu ziehen.
Wenn er anfing zu singen versammelten sie sich scharenweise um ihn
brachten ihm die schönsten Trauben und mancher Wissenschaftler schmeichelte ihm
indem er bestätigte, dass dieser Gesang alles vorher Gehörte überträfe.
Die kleine Vogelschar hatte längst das Feld geräumt und beobachtete aus der Ferne
wie so mancher Artgenosse sich dem Zaubervogel erst vorsichtig näherte um dann zu bleiben.
So wurde die kleine einst so friedliche Gemeinschaft immer mehr auseinander gerissen.
Das alles beobachtete ein kleiner Sperling.
Er wusste um seine Unscheinbarkeit und war sich
bewusst, dass er im Gesang niemals mit den anderen Vögeln mithalten könne.
Aber etwas hatte der Sperling allen Vögeln voraus. Er hatte Mut und Selbstbewusstsein.
So kam es dann, dass er sich einfach unter die traurige kleine Schar mischte und sprach:
„Fällt euch denn gar nicht auf, dass dieser den ihr Zaubervogel nennt immer nur die gleiche Melodie singt. Das können doch die Menschen auf Dauer nicht gutheißen!“
Da steckten die übrig gebliebenen Vögel die Köpfe wieder hervor und sahen den kleinen Sperling verwundert an. Aufgeregt zwitscherten sie durcheinander und sie fingen an einmal genauer hinzuhören was dieser Zaubervogel wirklich sang. „Du hast Recht“, erkannten sie, „der singt immer wieder die gleichen Töne und dass es langweilig sei, seine Anhänger es wohl auch bald erkennen würden“ äußerten sie sich hoffnungsvoll.
Es geschah wie der kleine Sperling es vermutet hatte. So schnell wie der Zaubervogel an Berühmtheit gewonnen hatte, so schnell verloren die Menschen durch seinen eintönigen wenn auch schönen Gesang, dass Interesse an ihm.
Sie fingen an sich nach dem Singen der kleinen Vogelschar zu sehnen. War es doch voller Vielfalt und abwechslungsreich, mit Höhen und Tiefen die es im Leben zu genüge gibt.
Nun hörten sie auf den Zaubervogel mit Leckereien zu verwöhnen, sie erkannten, dass hinter diesem eintönigen Gesang keine Freude steckte und manch einer äußerte laut die Vermutung
dass der Zaubervogel gar nicht singen könne, weil ihm einfach die Seele fehle.
Schnell war der Zaubervogel beleidigt und er begann seine Artgenossen und die Menschen zu
beschimpfen. Er, der er doch der Liebling vieler war, saß plötzlich alleine und unbeachtet in
der Ecke.
Fassungslos machte ihn aber auch, dass all seine Beschimpfungen die er bis zur Heiserkeit krähte, ohne Erfolg blieben. Man ließ ihn einfach links liegen und belächelte ihn.
„Eines Tages wird er schon davonfliegen“, versicherte der kleine Sperling der längst in die kleine Vogelschar als Berater aufgenommen worden war.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.01.2006.
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