Vadim Pryde

Wachkoma

Es ist stille, schwarze Nacht,
keine Regung, nichts bewegt.
Man hat mich um die Kraft gebracht
und mich zum sterben hergelegt.
 
Meine Augen sind geschlossen,
morgen sind sie wieder offen,
eine Träne ist geflossen,
weil mir nichts mehr bleibt zu hoffen.
 
Tag für Tag liege ich still,
bewege nur die Augen leicht,
die Glieder nicht wie ich es will,
die Welt vor mir ist ausgebleicht.
 
Bleiern fühl ich meine Arme,
bedeckt mit weißem Lakentuch.
Habt Ihr denn alle kein Erbarmen?
Erlöst mich doch von diesem Fluch!
 
Seh’ Dich an meinem Bette stehen,
du weinst und drückst die tauben Hände.
Du musst leben, Du musst gehen,
nicht eingesperrt in diesen Wänden!
 
Monate hinfort gezogen,
immer länger meine Qual,
bis zuletzt hast abgewogen,
dies ist die einzig wahre Wahl.
 
Die Nadel wird herausgenommen,
danach der Schalter umgelegt,
die Zeit des Endes ist gekommen,
mein Innerstes hinfortgefegt.
 
Die Augen werden fahl und leer,
ich spüre Deinen letzten Kuß,
Du schließt sie mir und weinst nicht mehr,
Du weißt daß ich jetzt gehen muss.
 
Gewiss, mein Schatz, ich liebe Dich.

Du bist genauso tot wie ich.
 

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