Manfred Bieschke-Behm
Wer lächelt kann nicht erfrieren
Auf spiegelglatten Pfaden
liegen
Zeugnisse der Zeit fest eingefroren
und warten wie ich auf mild gestimmte
Sonnenstrahlen.
Festgehalten
durch Eiseskälte erstarrt
und
nur verschwommen sichtbar
lässt
dennoch ahnen, dass das Leben weiter geht.
Gegenwart
scheint greifbar nah
und
doch verwährt durch Eiskristalle
der
Zugriff auf das was lieb mir war.
Kälte
macht den Atem sichtbar
lässt
mich den Hauch des Lebens spüren
wenn
gleich ich glaube nicht da zu sein.
Ich
höre die Schritte auf gefror´nen Wegen
glaube
aber nicht, dass ich es bin der vorwärts geht
weil
keine Spuren ich hinterlasse die meinen Pfad markieren.
Der
See der vor mir liegt lässt mich nur ahnen
das
er gespeist aus abertausend Tränen
denn
spiegelgleich verwährt er mir den Blick mit feuchten Augen.
Trauern heißt über dünnes
Eis zu gehen
birgt Gefahr im Sog der Erinnerungen zu ertrinken
und sich der Welt und Wahrheit zu entziehen.
Ich weiß, dass der, der lächeln kann nicht erfriert
selbst wenn Eisblumen auf
Scheiben trennen
gilt doch die Hoffnung, dass der Glaube zu wärmen
vermag.
Frost hält nur gefangen für
begrenzte Zeit
muss weichen weil die Natur
es so bestimmt
Geduld ist das Bindeglied
zwischen Heute und Morgen.
Vorheriger TitelNächster TitelJeder von uns muss bzw. musste einmal Abschied nehmen. Von lieb gewonnenen Gewohnheiten, von Gegenständen die nicht mehr zeitgemäß oder verschlissen sind. Aber auch von Personen, die wir verlassen oder die uns verlassen. Die Gründe verlassen zu werden, sind so vielfältig wie das Leben selbst. Der Tod hat dabei einen ganz besonderen Stellungswert. Er kommt in der Regel ungewollt, häufig unerwartet und unvorbereitet. Wie schwer es ist mit dem Tot eines Menschen umzugehen, kann nur der nachempfinden, der diese Situation kennt. Mir haben nach dem Tod der Mutter nicht die Fragen: „Warum?“, „weshalb?“ geholfen, weil sie festhalten nicht aber beim loslassen (müssen) behilflich sind. „Du hast gehen dürfen“ ließ mich frei atmen, dankbar sein für die gemeinsame Zeit und mich lächeln. Denn ich habe begriffen Wer lächelt kann, kann nicht erfrieren.
Manfred Bieschke-Behm, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.01.2006.
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