Sandra Pulsfort
Das Nadelöhr
gar prächtig war ihr Stoffgewand,
ganz seidenzart und voller Glanze.
Es fehlte nur ein Bortenband.
Sie müssten sich nur rasch verbünden,
zu fester Naht perfekt und fein,
um sich verschlungen zu verkünden
und dann vereint voll Kraft zu sein.
so golden, kostbar aus Brokat,
die wollten sie gemeinsam schneidern.
Wohlan, sie schritten auf zur Tat.
Der Zwirn ließ sich voll Freude fädeln,
und hing als Schlinge fest im Öhr,
er wollte stolz die Webe edeln
und war doch nur ihr Zubehör.
er ist ihr Knecht, wird fremdbestimmt,
denn sie sucht aus was gilt zu nähen,
indem sie ihn gefangen nimmt.
Sie heftet ihn in altes Leinen,
beflickt so manchen Jutesack.
Vom einst so großen Traumvereinen,
bleibt nur ein herber Nachgeschmack.
im schnellen groben Zickzackstich,
lässt ihn zu Schmutz und Dreck gesellen,
behandelt ihn gar liederlich.
Er kann sich ihrer nicht befreien,
denn selbstgeöst hält doppelt starr.
Er wird sich selbst wohl nie verzeihen,
dass sie getanzt, und er der Narr.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.02.2006.
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