Bernd Rosarius

Drei Euro

„Können sie mir einen Euro geben?
Einen nur zum weiterleben?
Für sie ist das ganz wenig Geld,
aber mich ein Tag am Leben hält.
Ich könnte dann zum Bäcker laufen,
mir ein kleines Brötchen kaufen,
ein Glas Wasser vielleicht noch,
nicht weiter gehen, so bleiben sie doch.“
 
Auf der Straße sitzt der Mann,
ich schaue ihn mir lange an.
Ich würde gern ihn etwas fragen.
Wird er mir die Wahrheit sagen?
Ist er an seinem Schicksal Schuld?
Oder ist sein Leben Kult?
Drei Euro leg ich in den Hut,
der Mann sagt: “Danke, sie sind gut.“
Ich frage nicht, ich nicke nur,
vielleicht wirke ich auch etwas stur.
  
Ich gehe schnell zur nächsten Ecke,
wo ich mich sofort verstecke.
Ich schaue was der Mann jetzt tut.
Er nimmt das Geld aus seinem Hut.
Er läuft wieselflink am Straßenrand,
zum allernächsten Imbissstand.
Er kauft sich eine Flasche Bier,
und trinkt sie gleich noch vor der Tür.
Er gibt die leere Flasche ab,
läuft die Straße schnell hinab.
Er geht zurück auf seine Decke.
„Seht Herr ihr Leute, ich verrecke.
Einen Euro sollt ihr geben,
für ein bisschen Weiterleben.“
 
So kratze ich mich an dem Kopf,
wer ist denn nun der arme Tropf?
Er, der nur was trinken wollte,
oder ich, der spenden sollte.
Das nächste mal werde ich fragen,
man muss mir erst die Wahrheit sagen. 

 

© Bernd Rosarius

 

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Kälte macht sich breit,
überall in unserem Leben.
Jetzt ist es wirklich an der Zeit,
dem positivem zuzustreben.
Eine Frau entsteigt dem Eis,
für die Hoffnung steht sie ein,
die Gesellschaft zahlt den Preis,
die Zukunft darf kein Zombie sein.

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