Bernd Rosarius
Das Schlagersternchen
Heute gibt es ein Konzert,
Ich frage nicht nach deren Wert,
denn auf der Bühne springt und jault,
randaliert, schreit und mault,
ein Mädchen in der Lederhose.
Die Haare wirr, das Stirnband lose.
die Lederjacke ohne Knopf,
hinterm rechten Ohr ein Zopf.
Ein Adler ziert den nackten Bauch.
Reichlich Gesichtsschmuck gibt es auch.
Dann stellt sie ihr Orchester vor,
das ist auch ihr Begleiterchor.
Da ist der Fritz, der Horst, der Hans,
der Wolfgang, Peter und der Franz.
Sie sehen aus wie Altgermanen,
werfen mit Zucker und Bananen.
Fallen polternd aus dem Tritt,
das Publikum geht fröhlich mit.
Statt Gitarre und Klavier,
gibt's Elektronik laut dafür.
Es erklingen viele Lieder,
gleiche Strophen immer wieder.
Der Text oje, das waren Zeilen,
kein Grund hier länger zu verweilen.
Hier ist der Text den 'ich gehört,
der meinen Glauben an Kunst zerstört.
„Ich will die liebe heute Nacht,
weil mich die Liebe, so glücklich macht.
Ich liebe die Liebe so sehr,
ich will von der Liebe immer noch mehr.
Bleibt meine Nacht ohne Liebe 'mal leer,
hole ich die Liebe wo anders her.
Ich brauche die Liebe heute Nacht,
weil mich die Liebe so glücklich macht."
Ich könnt' mir verzweifelt die Haare raufen,
wer wird denn noch solche Lieder kaufen.
Der gute Geschmack fand hier sein Ende,
wir stehen in der Kunst vor der Zeitenwende.
Von uns spricht die Welt später nicht mehr,
wo kommen die Zukunftshoffnungen her?
Kulturausverkauf nennt man`s am besten,
so dekadent ist unser Westen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.02.2006.
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