Jürgen Behr

Reinschiff

Die Woche, das ist wohl bekannt,
Grad sieben Tage sie umspannt.
Die meisten laufen so dahin,
doch ein`ge haben einen Sinn.
So ist der Sonntag für die Ruhe,
damit man sich erholen tue.
Und auch der Samstag könnt so sein,
doch kommt da noch was andres rein:
Denn wenn`s  auch nur ein Zimmer ist,
die Woche bringt so ihren Mist,
und einen Tag muss man schon nehmen,
um sich an diesem zu bequemen,
dem Zimmer wieder Glanz zu geben,
sein Ausseh`n allgemein zu heben.
Das Erste ist, dass man die Sachen,
die leicht zerbrechen, oder –krachen,
an ein ganz sich`res Örtchen bringt,
wo sicherlich nichts an sie dringt
von dem, was nun geschehen soll.
Doch steht das Zimmer noch zu voll,
so müssen noch in hohem Masse,
auch and`re  Dinge auf die Strasse,
um dort den ander`n, die da gehen,
zur off`nen Ansicht freizustehen.
Indessen wir, wie soll man`s sagen,
erst mal`s Gerät zusammentragen.
Besen, Eimer, Schaufel, Lappen,
na, so soll die Sach`  wohl klappen.
Zunächst wird nur ganz grob gefegt,
und so der schlimmste Schmutz bewegt.
Die Spinnen, Wanzen, Flöhe, Läuse,
sie kommen  `raus aus dem Gehäuse,
Sie sind erschreckt und aufgestört,
und rennen, gleich als wie verstört,
ins helle Licht der Sauberkeit,
allwo der Tod für sie bereit.
Ihre viele kleinen Leichen
müssen  dann  dem Wasser weichen,
das in Massen und mit Schwung,
alle Ritzen schnell „durchdrung“.
Alsdann, wenn das Zimmer schwimmt,
man zum Lappen Zuflucht nimmt,
und, indem man reibt und wringt
es auch wieder trocken bringt.
Doch, wenn auch der schlimmste Dreck
nun heraus aus dem Versteck,
ach, da bleiben noch die Fliegen,
und sie sind so schwer zu kriegen.
Ob man tobt, ob leise, laut,
was man tut und was ersinnt,
sie sind schlauer noch, mein Kind,
und wenn man auch viele fängt,
oder aus dem Zimmer drängt,
viele tötet, viel`  ertränkt,
eine bleibt bestimmt und denkt:
„Ich brauch`  nur ganz wenig Zeit,
Vermehrung ist  `ne Kleinigkeit“.
Doch, das weiss man selbst ja nicht.
Aus uns nun die Freude bricht,
dass es so schön sauber wird,
alles geht nun wie geschmiert.
Hinterm Schranke Spinnenweben?
Na, die sollten da nicht kleben,
doch wie schnell sind sie verschwunden,
auch der Staub wird überwunden,
und dem Volke der Ameisen,
das so gerne geht auf Reisen
ausgerechnet hier im Zimmer,
ach, dem geht es noch viel schlimmer,
wenn mit DDT und Besen,
alles stirbt, was sein gewesen.
Endlich dann ist es so weit,
alles ist gemacht, bereit,
alle Sachen sind gestrigelt,
in ihrem Glanz die Sonn`  sich spiegelt,
und man selber freut sich dann,
dass man so schön putzen kann.
Die Tierchen aber, all die kleinen,
halten sich nicht auf mit weinen
über`s  Sterben ihrer Lieben,
Denn: wie viele sind geblieben,
die von neuem nun beginnen,
-Wanzen, Flöhe, Läuse, Spinnen –
sich hier wieder wohl zu fühlen,
Netze spinnen, Gänge wühlen,
und ganz langsam wird uns klar,
dass es uns`re  Aufgab`   war,
Platz zu schaffen für die vielen,
die Vermehrungsdrang nur fühlen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.03.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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