Anna-Luise Franke
Wer ich bin
Weisst du eigentlich, wer ich bin?
Ich propagiere den Wahnsinn,
sage die unbequemen Wahrheiten,
beschreibe neue Unendlichkeiten,
ich lebe zu wenig und fuehle zu sehr,
ich will von allem prinzipiell noch mehr,
verbeisse mich oft in meinen Traeumen
und habe Angst die Welt zu versaeumen.
Ist dir klar, mit wem du sprichst?
Schon morgen bist du ein Gedicht,
unter dem Zittern meiner Haende,
mit denen ich mich selbst verschwende,
ich stehle dir deinen schoensten Blick
und drehe dir daraus einen Strick,
ich werde dich vielleicht morgen schon lieben,
denn ich habe dich in mich hinein geschrieben.
Kennst du ueberhaupt meine Geschichte?
Die tiefe Nacht zwischen hellen Lichtern?
Den unendlichen Lebensrausch?
Herz und Hirn haben getauscht.
Irgendwann bin ich mal anders gewesen,
doch das verschenkte ich laengst am Tresen,
und nun propagiere ich den Wahnsinn,
erkennst du jetzt endlich, wer ich bin?
Ich bin gewesen, die du bist,
ich habe mich selbst nie vermisst,
Ich bin nicht die Hoffnung, ich habe sie nur,
auch gegen Mord und Totschlag, da bin ich stur,
Ich bin nun, die du nie wirst,
wenn du durch dein Leben irrst,
Ich habe nie gesucht, immer nur gefunden,
nur mein Verstand, der war ploetzlich verschwunden.
Weisst du eigentlich, wer ich bin?
Ich such tief drinnen deinen Sinn,
damit ich werden kann, die du warst,
waehrend du auf der Stelle verharrst.
Weisst du eigentlich, wer ich bin?
Ich propagiere den Wahnsinn,
ich bewege mich zu dir hin,
ich bin die Salzstreuerin.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.03.2006.
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