Bernd Rosarius

Die Spiegelberg - Ballade

Hoch droben auf dem Spiegelberg,
der Gipfel tief im Wolkenmeer,
thront ein Gnom, ein alter Zwerg,
und schaut wunderlich daher.
 
Sein Adjutant ein Artgeselle,
hat ihm die Nachricht zugestellt.
Er verharrt auf einer Stelle
bis das Wort an ihn fällt.
 
"Mein Fürst" so spricht der Adjutant.
„Ein Kreislauf ist es, ein Teufelsspiel.
Irgendwo ist stets ein Land,
das Krieg und Helden haben will.
 
Der Fürst ist richtig aufgebracht.
Er tobt und trampelt, schreit:
"ich habe lange nachgedacht,
wir schaffen`s auch nicht mehr zu zweit."
 
Sie kommen rauf in hoher Zahl,
die körperlosen Seelen.
Wir haben dann die Qual der Wahl,
für sie den richtigen Weg zu wählen.
 
In den Himmel kommt der Gute,
in die Hölle so der Schlechte.
Doch mir ist nicht gut zumute,
tun wir auch dabei das rechte.
 
Wer ist nun schlecht und wer ist gut?
Fehler haben alle.
Ein Rückblick dabei nötig tut,
in jedem einzeln Falle.
So haben wir um uns herum,
große Spiegel aufgestellt,
und die Seelen schauen stumm,
wie sie waren in der Welt.
 
Denn sie sehen so ihr Leben,
flugs an sich vorüberziehen,
und beim Rückblick den wir geben,
möchten viele sofort fliehen.
 
Und so können unsre Toten,
die Lebenswahrheit leicht erkennen,
und für uns als Gottes Boten,
ihre Namen besser nennen.
 
Hier gibt es keine Schuld und Sühne.
Hier herrscht nur die Gerechtigkeit.
Für Welttheater auf der Bühne,
bleibt hier oben keine Zeit.
 
Hier heißt es nur :bekenne dich,
zudem was du getan.
Und ein jeder richte sich,
dabei nach unserm Plan.
 
Ich sehe diesen Berg als ganzen.
Erblicke dort die schwarzen Massen,
die wie mehr Millionen Wanzen,
eifrig nach den Spiegeln fassen.
 
Wir Zwerge aus dem Wunderland,
sind das Vorstufengericht.
Wir nehmen sie dann bei der Hand,
hin zum Dunkel oder Licht.
 
Und sie kommen Zug um Zug.
Täglich werden es noch mehr.
Die Hölle hat davon genug.
Der Himmel ist fast leer.
 
Die Hölle ist schon übervoll.
Im Himmel sind noch Plätze frei.
Wer jetzt noch in den Himmel soll,
ist beim Transport noch nicht dabei.
 
So geb` ich meinem Gott den Rat.
Mach` aus dem Himmel gleich die Hölle.
Setz` es um gleich in die Tat,
auch wenn der Himmel klagt vor Völle.
 
Wir brauchten nicht zu selektieren,
schaut man die Welt als Hölle an.
Die paar Himmels-Toten frieren,
halbwegs in der Hölle dann.
 
Gut das ich ein Mensch nie war.
Ich bleib` doch lieber Zwerg.
Denn was ich sehe das ist wahr,
auf meinem Spiegelberg.
 
© Bernd Rosarius 1985

 

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Wenn erst ein laues Lüftchen weht,
das sich naturgemäß dann dreht
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vor den Gewalten der Natur.
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