Jürgen Behr

MITTAG

Müde von des Morgens Last,
von der Arbeit, von der Hast,
freut man sich, wenn mittags dann
man der Ruhe pflegen kann.
Nach dem guten, fetten Essen
alle Sorgen zu vergessen
und schon bei der Zigarette,
sich zu freuen auf das Bette,
das labt jedes Menschen Herz,
doch – schon naht der erste Schmerz.
Ach, wie ist auf dieser Welt,
alles doch so schlecht bestellt.
So hat man schon tagelang,
manchmal hoffend, manchmal bang,
stets gewartet mit Begehr,
ob der Postbot` nicht käm`  her.
Es wär` wirklich nicht so schlecht,
wenn er einmal etwas brächt`,
ein Paketchen oder Geld, ein
Brieflein aus der weiten Welt.
Doch nur selten ist er hier erschienen,
man scheint dies Glück nicht zu verdienen,
aber mittags, wenn man grade ruht,
unbekleidet, unbeschuht,
wird denn an die Tür geballert,
dass man aus der Koje „fallert“,
„Post“, so schreit der gute Mann,
so viel ist doch meist nicht dran,
eine Rechnung oder Mahnung,
na, „ich hatt` schon so `ne Ahnung“,
und verbittert, leicht gekränkt,
retiriert man sich und denkt,
oh, wie ist die Welt so schlecht!
Doch – nun kriegt der Schlaf sein Recht.
Aber man hat ganz vergessen,
dass manch andre ganz versessen
darauf sind, grad diese Zeit
zu nützen für die „Arrebeit“.
Schon erscheint mit viel Getön,
mit viel Pusten und Gestöhn,
wie ein wildes Ungeheuer –
nur viel klüger und viel neuer –
ein Maschinchen. Mit viel Lärm
säg`s  das Holz zur Winterswärm`,
auch zerhackt wird`s gleich dazu –
und dabei finde einer Ruh.
Nein, das ist nicht sehr gut möglich,
um die Ruhe steht es kläglich.
Man bemüht sich, man täuscht vor,
legt sich auf das eine Ohr,
dann auch auf die andre Seite,
doch, es ist  `ne grosse Pleite;
mit dem Schlafe ist es aus,
aus der Ruhe wird nichts draus.
Doch man hat sich vorgenommen
zu ruhen, bis die Zeit gekommen,
wo man wieder daran denkt,
dass Arbeit ja die Welt hier lenkt.
So bleibt man dann ruhig liegen
und bemüht sich nicht zu kriegen
eine allzu wilde Wut
auf die ganze Menschenbrut.
Wenn dann  -endlich-  die Zeit naht,
wo man vor dem Bette staht,
man sich räkelt, man  sich reckt,
und das Bett hat zugedeckt,
und man denkt: „nach diesem Schlafe
wär` das Beste doch ein Café“,
dann hört auch der Lärm schon auf
und man kann in Ruhe drauf
Kaffee trinken, reden, plaudern;
und man denkt mit leisem Schaudern:
ach, wie ist es jetzt gemütlich,
ach, wie still, und oh, wie friedlich,
wenn ich doch die Zeit nur hätt`,
ach, wie freut`  ich mich auf`s Bett!
 
                       
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.04.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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