Silvia Pree

Wieder allein

Ich sitze auf der Couch.
Versuche mich abzulenken.
Zippe durch die Kanäle.
Höre Musik.
Aber ich schaffe es nicht.
Ich muss an dich denken.
Immer wieder.
Und dass es vorbei ist.
Endgültig.
Dass du mir entglitten bist.
Und dass ich wieder allein bin.
So allein…
War es falsch immer zu schweigen?
Hätte ich früher widersprechen sollen?
All dem, das mich störte?
Mir nicht in den Kram passte?
Ich weiß es nicht.
Ehrlich.
Ich hatte wohl immer zu viel Angst.
Angst, dich zu verlieren.
Weniger, weil ich dich liebte.
Als viel mehr:
Ich wollte nicht allein sein.
Ich konnte es nicht mehr ertragen.
Nicht nur meinetwegen.
Auch wegen all der anderen.
Sie alle haben Familie.
Alle, die ich kenne.
Partner und Kind.
Und ich?
Ich war tieftraurig.
Fühlte mich oft verloren.
Und klammerte mich schließlich an dich…

Ja, du gabst mir wieder Kraft.
Obwohl du so anders warst als ich.
Endlich jemand, den ich herzeigen konnte!
Irgendwie schon.
Ich gebe es zu.
Aber du bliebst wenigstens bei mir.
Nach so vielen Jahren.
Seht!
ER gehört zu mir!
Ich bin nicht mehr allein!
Du warst mein BMW…
Na ja.
Sagen wir mal.
Mein Fiat.
Aber wenigstens warst du ein echter Mann!
Und ich hatte dich gern.
Ich sah über vieles hinweg.
Dass du wenig Zeit für mich hattest.
Dass du wenig mit mir unternommen hast.
Oder dass ich für dich kein Statussymbol war.
Ich war halt da.
Ich wusch und kochte für dich.
Ich ging ins Bett mit dir.
Keine Höhepunkte…

Kein Deckel hat je zu mir gepasst.
Auch du nicht.
Nicht wirklich.
Dass wir beieinander waren.
Induzierte schon das Ende.
Zu gegensätzlich waren wir.
Ich kann nicht weinen.
Du fehlst mir.
Und doch nicht.
Du warst ja nur so selten da!
Resignation beschleicht mich.
Woran liegt es?
Ich treffe nie die richtigen Männer.
Oder sind sie schon alle vergeben?
Mag sein.
Ich will es nicht hinterfragen.
Nicht jetzt.
Und stelle die Musik wieder ab.
Ich sehe mich um in der Wohnung.
Alles wie sonst.
So, als hätte sich nichts verändert.
Du hast wohl nie hierher gehört…
Nicht wirklich.

Vivienne/Feuerlilie

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.04.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Rapunzel in Puppengesprächen, Adoptivkinder auf Zeitreisen, Fragebögen, Bekundungen am Bauch der Sonne. Rätsel und Anspielungen, die uns, an Hand scheinbar vertrauter Muster, in die Irre führen. Florian Seidel hält seine Gedichte in der Balance zwischen Verschweigen und Benennen, zwischen Bekanntem und Unbekanntem. Jeden Augenblick könnte alles aus dem Gleichgewicht geraten, uns mitreißen, uns enden lassen in einem Augenblick der Verwirrung. Die in dem Gedichtband „Ein Tiger schleicht durchs Puppenhaus“ versammelten Texte schildern Suchbewegungen. Glückspiraten, Tiger, Jäger und andere Unbehauste in jenen Momenten, da die Realität Schlupflöcher bekommt und wir uns selbst im Spiegel sehen. Ein ungewöhnlich großes Sprachgefühl und vor allem die Bildhaftigkeit machen die Qualität dieser Lyrik aus.

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