Sandra Pulsfort

Piano der Worte

Ich kürze Distanz, in Tinte brechend,

durch wahnerfasste Bögen ohne Regeln,

auf ausgefranstem Papier,

zerschlissen die Ecken.

Müde, die federführende Hand.

Den Sinn blattwärts treibend schreibe ich,

gegen den Widerstand hirngestauchter Gedanken.

Die Leere bringt sich selbst hervor

und lässt ihren Jammer in Schriftzeichen fließen.

 
Dort oben, am Himmel der Einsamen,

strahlt das Bildnis vom großen Wagen,

nahe am Augenschein Gottes.

Die Sichel gebrochen, die Fracht verloren,

so steckt er fest, im Dunkel der Nacht.

Noch immer rollen die Tage und Wochen ungelebter Zeiten

mit dumpfen Donner geduldig vom Mond zu den Sternen,

bis in die düstere Schlaflosigkeit meiner Beichte.

Der runde Leib voll Liebeshunger.

 
Meine Hände scheinen sich zu verschlucken,

an den unverdauten Fluten,

vom Horizont blätternder Ödnis.

Doch irgendwo, zwischen Schwere und Schwingen

besinnen sich meine ungeführten Finger

ihrer schlummernden Botschaft.

Sie atmen Zukunft.

Die Gegenwart zerknittert unter der Transparenz deiner Inhalte,

dessen Bilder farblos  für sich selber sprechen.

 
Erfüllt vom stumpfen Nichtvorhandensein

tanzen Silben durch karges Begehren,

das nackt, völlig entblößt und blickverbannt,

nass und unbezogen auf den Boden meiner Zeilen sinkt.

Doch Worte brauchen keine Bezüge!

So lange sich ihre Vokale sinnbespannen

wird sich auch die Blickfläche nicht abnutzen.

Farbecht färbt die Sehnsucht,

verblichenes Dasein sichtig.

 
Sie reitet in Versen, rutscht von Strophen,

hebt und senkt sich in Metrik,

verbirgt ihre Präsenz im Schutz von Metaphern

und quellt sprudelnd, verboten und immer wieder verboten

in den Abgrund wiegender Tänze,

die fern des Momentes

das Parkett der Lyrik bedichten

und sich am Dämmern ihrer selbst betrinken.

 
Einzig deine Miene malen die Laute meiner Sprache,

beschwiegen bis ins letzte Geäder der Zunge,

begriffen, doch nie erfasst,

das Antlitz deines Lächelns,

welches in meinen Augen wurzelt,

in Tränen brennt

und sich nahtlos mir nähert.

Im Piano der Worte
schweigt der Jambus des Taktes.
 
 
c./ Sandra Pulsfort
 
 

 

 

 

 

 

 

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