Sitz vor einem Blatt Papier
Möcht gern dichten jetzt und hier
Wühl in meinen alten Sachen
Missglückte Reime – es ist zum Lachen
Da ein Wort und hier ein Satz
Fanden im Gesamtwerk keinen Platz
Ein Zettel voll mit Adjektiven
Die bis heute friedlich schliefen
Ein Andrer, angefüllt mit Verben
Gott sei Dank, die können nicht verderben
Irgendwo die Kommas dann in großer Zahl
Wohin damit ? Die Qual der Wahl
Schließlich noch die ungebrauchten Silben
Mein Gott, die sind schon voller Milben
Am Ende dann, oh welch Verdruss
Einzelne Buchstaben, es ist kein Genuss
Was dachte ich nur, damals in Genf
Als ich suchte einen Reim auf Senf ?
Auch die Endung mit dem Ypsilon
War wohl eher nur ein Hohn
Wohl auch das Wort Bilanzbericht
Eignet sich zum Dichten eher nicht
So fang ich an zu recyclieren und zu entsorgen
Bin fleißig gar, verschiebe nichts auf morgen
Und mit jeder Zeile die ich tipp
Schrumpft das Altpapier ein gutes Stück
Bin nun schon beim letzten Reim
Plötzlich fällt mir leider ein
Wollte schreiben: „mach die Augen zu“
Doch auf die Endung fehlt mir jetzt ein U
Verzweifelt such ich nun herum
Aber leider, es ist zu dumm
A und E und F in Massen
Auch ein X und ein V bekomm ich zu fassen
Nur kein U weit und breit zu finden
Soll ich an den nächsten Baum mich binden ?
Verzweiflung kriecht mir durchs Gehirn
Himmel, Donner, A… und Zwirn !
Doch dann kommt der rettende Gedank’
Ich frag einfach mal frei und frank
Haben Sie zufällig noch ein U ?
Ich bitte Sie, schicken Sie’s mir zu