Gerd Geiser
Vom Sindelfinger Findelkind
In Sindelfingen fand man
dereinst vorm Haus des Amtmann
ein Findelkind gehüllt in Windeln,
so wie es üblich ist bei Findeln.
Und als man seine Finger zählt,
da stellt sich raus, ein Finger fehlt.
Ein Fingerchen, man war nicht blind,
war abgetrennt vom Findelkind.
Was jetzt geschah in Sindelfingen
war eins von diesen Wunderdingen,
zu denen Menschen fähig sind,
wenn Not am Mann, sprich: Findelkind.
Um Sindelfingen zur Kirche zu locken
läutet der Pfarrer die Kirchenglocken.
Die ganze Gemeinde findet sich ein,
das Findelkind ist heftig am schrei´n.
Der Pfarrer spricht von üblem Gesindel,
welches man wäre, wenn man dem Findel
nicht helfen würde in seiner Not,
und am gleichen Tag noch vorm Abendrot
einhundert Sindelfinger sich finden,
die sich mit dem Findel verbinden.
So wächst durch vielerlei Hände
die Sindelfinger Findel-Spende.
Der Pfarrer findet gerührte Worte
und spricht zu den Seinen pianoforte:
"So lasset uns denn in Sindelfingen
das Hohe Lied vom Findel singen."
Des Bäcker´s Frau hat´s aufgenommen.
War gerad´ selbst wohl niedergekommen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.04.2006.
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