Karl-Heinz Fricke

Der freiwillige Suppenholer

Wer den Hunger richtig kennt
an nichts anderes denkt
als seinen Magen zu füllen,
um den Hungerschmerz zu stillen.
 
Besonders in der Kriegeszeit
herrschte Hunger weit und breit.
Lebensmittel rationiert,
kaum Brot und was darauf man schmiert.
 
Als Jüngling gerade sechzehn Jahr,
als Helfer bei der Flak ich war.
Nah' der Ems im feuchten Land
zwischen Heidekraut und Sand.
 
Dienst und Arbeit waren schwer
und der Magen immer leer.
'Ne Suppe gab es zur Mittagszeit,
die Küche einen Kilometer weit.
 
Sie war schwer, die Suppenkanne,
erforderte Kraft von jedem Manne
sie bis zur Stellung hinzutragen
in des Herbstes nassen Tagen.
 
Ein Kamerad mit Namen Schmidt
war kräftig und als Sportler fit.
Die Suppe zu holen, er offerierte,
natürlich uns das imponierte.
 
Wer möchte schon mit leerem Magen
den weiten Weg die Kanne tragen.
Schmidt jedoch gab zu verstehn,
er wolle diesen täglich gehn.
 
Ohne sich groß abzuplagen,
würd' die Kanne er schon tragen.
So holte er dann ohne Klage
die Mittagssuppe viele Tage.
 
Sehr bald wurde allen klar,
die Suppe nur noch Wasser war.
Was Schmidt wohl mit der Suppe macht?
Es entstand ein häßlicher Verdacht.
 
Was Kameradschaft heißt, der Kerl vergass,
weil er den Speck von der Suppe aß.
Er wurde auch erwischt dabei,
aus war's  mit der Suppenholerei.
 
Hart gingen wir ihm in die Wäsche.
Er bezog verdiente Dresche.
Hinterher flog noch der Bube
in die Donnerbalkengrube.
 
     Karl-Heinz Fricke  o3.05.2006
 
Anmerkung: Nur ein Hinweis, dass morgen die Fortsetzung meiner Kurzgeschichte, Erinnerungen an 1944 erscheint.

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