Walter Baader

Altritterliche Geburt

Der alte Herzog Friedewoll
liebt sein Weib und das ganz doll.
Seit sie als Burgfrau wurd’ erkoren,
hat sie vier Mägdelein geboren.
 
Er spricht: “Du wirst mich wohl verstehen,
ich möchte noch ‚nen Knaben sehen.
„Drum folge mir ins Lotterbett,
ein Kind mit Stift – dass wäre nett.“
 
Frisch begonnen und mit Mut,
was lange währt, wird sicher gut.
So zeigte sich nach fast drei Jahr’,
dass die Burgfrau schwanger war.
 
„Ich habe Angst vor der Entbindung;
behufs der starken Schmerzempfindung.
Der Magier hat mir anvertraut,
er hätte da ein Zauberkraut.
 
Das bestens wirkt, wenn man ’s entflammt,
weil es den Schmerz vom Weibe bannt.
Der, wird dem Vater zugeschoben,
und der darf ob der Schmerzen toben.“
 
So wird, damit die Kreißende nicht leidet,
der Schmerz zum Manne umgeleitet.
Und Sie kann, ganz ohne Pein,
bald wieder frohe Mutter sein.
                       
Der Herzog, der sein Weiblein liebt,
ihr hiermit das Versprechen gibt:
„Steht die Entbindung vor der Tür,
ist auch der Hexenmeister hier“.
 
Und wirklich als es war soweit,
stand der Hexer auch bereit.
Genügend Kraut, mit sich bei weitem,
um den Schmerz auch umzuleiten.
 
Schon beim ersten Schmerzenslaut,
entzündet er das Hexenkraut
und im Nu ganz ungelogen,
war bei Ihr der Schmerz verflogen.
 
 
Der Hexer fragt darauf den Mann,
ob er den Schmerz ertragen kann?
„Es rührt kein Schmerz mich, meiner Treu,
schmerzlose Pein, das ist mir neu.“
 
„Tut dieses meinem Weibe gut,
dann noch mehr Kraut auf diese Glut.
Kann Sie so schmerzfrei niederkommen,
wird dieser Schmerz gern übernommen.“
 
Worauf sich jetzt der Hexer traut
und verbrennt das ganze Kraut.
Doch Schmerzen wurden nicht empfunden
und ruckzuck war das Kind entbunden.
 
Besonders stolz war der Papa,
dieweil es auch ein Bübchen war.
Es sollen alle Glocken läuten,
ob des Herzogs Vaterfreuden.
 
Um dies dem ganzen Volk zu künden,
bat er den Herold aufzufinden.
Zu and’ren Reichen soll er reiten,
um dort die Nachricht zu verbreiten.
 
Man fand den Herold ohne Rufen.
Er lag im Burghof auf den Stufen.
An Kopf und Leib war er zerschunden,
als hätte er ein Kind entbunden.
 
© Walter Baader

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