Manfred Rust
In der Ferne so nah
„The woods are lovely,dark and deep
but I have promises to keep
and miles to go before I sleep
and miles to go before I sleep”
(Robert Frost)
Berauschend den Betrachter tauchst du auf
Verschwiegene Nische eines Himmels,
der nicht mehr bei sich bleiben wollte
pittoreskes Faszinosum aus trunkenem Überschwang
schlummernde Sehnsucht spielst du Ahnungen zu
von letzten Orten vor der Himmelspforte
Du betörst selbst den Ertrinkenden
umschmeichelst entrückend seinen Todeskampf
Deine Farben, nicht einzufangen,
Schimmer lastet federleicht,
Übersetzer der Betrachter bloss, Interpret des eignen Staunens
Wo Feder und Pinsel versagen , sich Schöpfung in Chiffren kleidet,
das Authentische den Schein überstrahlt
setzt kindliches Erschaudern sich nieder.
Verglühst Du unter meinen Blicken
wie eine kollabierte Illusion?
Unheimliche Heimat ,von Wracktreibhölzern aus Jahrhunderten
was bliebe zu suchen über Dich hinaus
was führte sonst mich zur Voll-Endung?
Ruhestätte angekommener Sehnsucht, Ursprung und Ende der Welt
Stätte moderner Vaganten wie wir, überall nur Besucher,
immer nur zu Gast, stets auf der Durch-Reise , zügellose Lebetrotter,
seltsam ortlos verorten wir uns in irgendeiner Ferne,
entfernen uns auch immer weiter von uns
zu einem stilisierten Postkartenmotiv?
Un-unterbrochen unterwegs zwischen Zielen, Welten, in Zwischen-Welten
mit flüchtigen Eindrücken auf der Flucht mit polyglottem Chic,
zuhause in der Heimatverlorenheit jagen wir dem Traum nach
von letzten Orten wie diesem
das eigene Leben touristisch längst durchmessen,
sucht die Seele sesshaft zu werden, wo die Neugier weiter schweift,
Dich nicht schlafen lässt in ihrem Streben,
dem Ziel jeweils schon voraus, jede Ankunft neuer Aufbruch,
das Fernweh sorgsam kartographiert .
Verschwiegene Himmelsnische
Werd` auch Dir ich überdrüssig,
entwürdigt zur Sehens-Würdigkeit?
An zerklüffteten Ufern sitz ich,
wähne mich angekommen im trunkenen Spektakel,
Feuerwerk von Blau- und Grünnuancen
auf entspannt gekräuselten Wellen,
ungelenk erheben kleine Felseninseln
ihr schroffes Haupt aus fernen Fluten,
so nah meinem Begehren einzutauchen
in ewiges Fliessen, das sich selbst genügt.
Wie könnt ich Spuren hinterlassen,
die von mir einst zeugen werden,
dem, der überall Besucher ist?
Schon der leise Wind vertreibt die Zeichen
die mein Fuss beiläufig in warmen Sand gemalt,
tilgt die Erinnerung an mich ganz nebenbei
und beiläufig werd ich gehen, wie ebenso ich kam,
ohne Spuren...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.12.2002.
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