Richard von Lenzano

Weiher am alten Erlenbruch

 
 
Graue Nebelschwaden umhüllen noch
den kleinen Weiher
am alten Erlenbruch,
die ersten, zarten Sonnenstrahlen
durchdringen zaghaft den Nebel  
und spiegeln sich im Wasser
des Weihers wieder.
 
Eine Ente auf dem Wasser
putzt sich ihr Gefieder und
beendet ihre Morgentoilette,
mit leichten, kaum merkbaren
Bewegungen gleitet sie dem
Ufersaum zu, um sich in der
Morgensonne zu wärmen.
 
Vom Erlenbruch perlen bunte,
schimmernde Tautröpfchen
langsam zu Boden,
eine Libelle umschwirrt elegant
das Schilfgras, auf der Suche
nach einer morgendlichen Mahlzeit,
sie landet elegant auf einem
Grashalm und lauert auf ihre Beute.
 
Frösche, müde vom nächtlichen Konzert
sonnen sich wohlig im flachen Wasser
des friedvollen Weihers,
die Sonne hat die Nebel
aufsteigen lassen, und hüllt
Weiher und Erlenbruch
in warmes, gütiges Licht.
 
Die gesamte Natur atmet auf
und genießt den Frieden, die Ruhe
und die wohltuende Einsamkeit,
dieses intakte Wechselspiel
zwischen Fauna und Flora.
Vom Grund des Weihers
quellen leicht modrig riechende
Blasen an die Oberfläche empor.
 
Sie bilden dort kleine und dann
größer werdende Kreise, die sich
zum Ufer hin im Schilfgürtel
schnell verflüchtigen.
Die wärmenden Sonnenstrahlen
haben inzwischen den Tau von
Blättern und Gräsern geleckt -
die sich leicht im Windhauch bewegen.
 
Der leichte Atem kräuselt leicht
die ehemals glatte Oberfläche
des Weihers am Erlenbruch,
rund um den Weiher haben jetzt alle
Blumen ihre Kelche geöffnet,
ein duftendes, buntes und prächtiges
Blütenmeer umkränzt den Erlenbruch.
 
Unheimlich süße Düfte entströmen
tausenden von Blütenkelchen,
sie locken Bienen, Falter und Käfer -
ja, alle möglichen Insekten an.
Schmetterlinge wiegen sich auf
wilden, rot leuchtenden Mohnblumen,
während Bienen einen stolz erhobenen
Sauerampfer umschwirren.
 
 
Lerchen preisen in den Lüften die Taten
die der Schöpfer dieses Idylls geschaffen hat,
in ein im Winde zart bebendes
Spinnennetz hat sich ein Käfer verirrt…
von der Spinne erkannt wird das Opfer gleich
aufgesucht und eingesponnen.
 
Dabei schwingt die zarte Konstruktion
als ob sie jeden Moment zerreißen könnte.
Am kleinen Weiher, am alten Erlenbruch
herrscht Frieden in der Natur - 
das natürliche Gleichgewicht
besteht noch, weil wir Menschen
dort noch nicht eingegriffen haben.
 
Wo sich der kleine Weiher
am alten Erlenbruch befindet,
werde ich deshalb nicht preisgeben.
Ich werde den Ort in meinen Gedanken
und meiner Erinnerung
bewahren.
 
 
 
 
 
Richard von Lenzano
© 10/1991

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