Helene Berger

Das Lächeln in einer Sommernacht

 
 
Eine Nachricht erreicht mich nach vielen Jahren,
weckt Erinnerungen, als ich jung und unerfahren.
Ich möchte sie nicht missen, schöne Jugendzeit,
die oft geprägt von übermütiger Ausgelassenheit.

Damals, als neugieriges Mädchen mit siebzehn,
du zwei Jahre älter, wollten wir abends ausgehen,
Spaß haben, tanzen bei einem Sommernachtsfest
und nur wir beide wussten, es war mehr, ein Test.

Wir gingen Hand in Hand, wir mochten uns sehr,
ersehnten die Zweisamkeit und noch nicht mehr.
Es reichte uns, miteinander zu lachen, zu scherzen,
einander tief in die Augen zu sehen, uns zu herzen.

Anders ergab es sich in jener einen Sommernacht,
der Mond und die Sterne funkelten mit aller Pracht.
Wir beide fanden ein lauschiges Plätzchen im Heu,
entdeckten andere Gefühle, sozusagen Liebe neu.

So viel Zärtlichkeit war in deinen Augen zu lesen,
wir waren uns noch nie so nahe, alleine gewesen.
Schüchtern angenähert, erhitzt, die Wangen rot,
umarmen und küssen, fast litten wir an Atemnot.

Es gab so vieles für uns aneinander zu entdecken,
erste Erfahrungen, behutsam, ohne zu erschrecken.
Man sah uns einfach am Funkeln unserer Augen an,
was in einer lauen Sommernacht ihren Anfang nahm.

Damals dachten wir, es bliebe so bis in die Ewigkeit,
aber es blieb nur eine kurze, schöne, intensive Zeit.
Von falschen Freunden zum Drogenkonsum verleitet,
spürte ich, wie dein Leben dir immer mehr entgleitet.

Verzweifelte Versuche, zu helfen, für dich da zu sein,
du liebtest mich zwar, doch das genügte nicht allein.
Die Trennung von deiner Familie, sie war abzusehen,
denn deinen gewählten Weg konnte keiner verstehen. 

Mit deinen Freunden lebtest du in anderen Kreisen,
durch Rauschgift gingst du auf wundervolle Reisen.
Jede erdenkliche Hilfe wurde dir geboten und zuteil,
doch du meintest, in den Drogen liegt das Seelenheil.

Ich erlebte es mit, dein Schicksal und weiteres Leben,
ich sah dich immer mehr dem Ende entgegen streben.
Arbeitslosigkeit, Depressionen und sozialer Abstieg,
nicht nur das war es, was am Ende davon übrig blieb.

Haft, Schizophrenie, für dich kein Ziel mehr in Sicht,
eine leblose Hülle, du merktest es immer noch nicht.
Dich davor zu bewahren wurde vergeblich versucht,
weiter trieb dich die Sucht in die Wirklichkeitsflucht.

Ich habe ihn verfolgt, deinen Kampf ums Überleben,
im Krankenhaus, von den Ärzten schon aufgegeben.
Auf dem Schreibtisch die Nachricht von deinem Tod,
denk ich wieder an dich, dein Leben, die endlose Not.

Deinen Tod hab ich als sinnloses Sterben empfunden,
ob du den Frieden in einem andern Dasein gefunden?
Gedanken an eine Teenagerliebe allein bleiben zurück
und an das Lächeln in einer Sommernacht voll Glück.
 
 
                                    
                                © H.B.

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