Karl-Heinz Fricke
Angesäuselt
Heiter trat ich aus der Tür
der Schenke zum "Weißen Ross",
wo ich für Stunden mit Pläsier
den guten, roten Wein genoß.
Immer wieder schenkte mir ein
der Wirt mit lächelnder Miene.
Er mundete köstlich, dieser Wein,
so ging der Tag über die Bühne.
Dann war ich an der frischen Luft,
an jenem Abend im Mai.
Ich roch betörenden Fliederduft
und fühlte mich leicht und frei.
Nur zu Paaren gingen Passanten,
die ich nicht, und die mich nicht kannten.
Gekleidet waren sie alle überein,
niemand ging für sich allein.
Die Straßenlaternen störten mich,
sie sahen aus, als neigten sie sich.
Zum Teufel, ich schwankte ja hin und her,
ich war doch nicht auf stürmischem Meer.
Ich dachte immer, ich kannte die Welt,
Mond und Sterne am Himmelszelt,
ich schaute hinauf, wie benommen,
der gute Mond hatte Besuch bekommen.
Nicht einer, nein, zwei gaben den Schein,
es musste des Mondes Bruder sein.
Als ich tagdrauf zum Himmel sah,
da war der Bruder nicht mehr da.
Karl-Heinz Fricke 10.07.2006
Anmerkung: Die Leser meiner Kurzgeschichten möchte ich darauf hinweisen, dass morgen
die Fortsetzung Manitoba-Dritter Teil- Thompson anstatt eines Gedichtes
erscheint.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.07.2006.
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