Ich hatte nachts so einen Traum
ich saß auf einem Riesenbaum,
der hatte nicht ein einzig Blatt -
die Äste waren alle glatt.
Die Welt von oben war so klein
das muss wohl in Natur so sein,
ich sah alles nur verschwommen -
deshalb war ich auch benommen.
Am Baum vorbei, da floss ein Bach
als ich dies sah, war ich fast wach,
nur, Wasser konnte ich nicht sehen -
was war mit dem Bach geschehen?
Braune Massen sah ich wallen
Gasblasen, platzend, hört ich hallen,
vom Wasser sah ich keine Spur -
erkannte die Kloake nur.
Ich drehte meinen Kopf schnell um
sah weiter in der Gegend 'rum,
in weiter Ferne ich dann seh' -
ein stillgelegtes AKW.
Es passt nicht rein in die Natur
verunziert dadurch, Wald und Flur,
mein Blick geht weiter, wird dann fest -
denn jetzt bekomme ich den Rest.
Ein Friedhof, groß wie eine Stadt
mein Auge jetzt im Blickfeld hat,
die Stadt ist leer - der Friedhof voll -
ich frage mich, was dieses soll?
Ein Schwenk nach rechts, ich hab' s erkannt
wieso hier alles totes Land,
die Pharmazie hat hier ein Werk -
versteckt, so hinter einem Berg.
Dieses Werk ist jetzt geschlossen
weil man Gifte hat vergossen,
Menschen können hier nicht leben -
die Fabrik man aufgegeben.
Ich hab' Angst, mir wird jetzt schlecht
weil sich Unvernunft so rächt,
ich falle runter von dem Baum -
erwache aus dem bösen Traum.
Muss es denn schon soweit kommen -
dass einem wird der Schlaf genommen?
Richard von Lenzano
© 12/83