Brigitte Fortströer
Der Panther - und wie es mit ihm weiter ging
Der Panther
und wie es mit ihm weiter ging
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
So müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist als ob es tausend Stäbe gäbe
Und hinter tausend Stäben keine Welt.
Sein weicher Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich in allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein starker Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille
und hört im Herzen auf zu sein.
Rilke
So strichen all die trüben Jahre
an seinem Leben still vorbei.
Trotz müder Knochen, grauer Haare -
was gäb er nur, damit er frei.
Schon mutlos sinkt der Arme nieder,
träumt seinen immergleichen Traum.
Da fährt ein Blitz durch seine Glieder,
sprengt Fesseln, Türen, Kerker, Raum.
Oh Wunder, welch ein Zauberspuk
verwandelt seine leere Welt!
War alles Täuschung, Selbstbetrug?
Kein Gitter, das ihn jetzt noch hält.
Der Wille kraftvoll, ungebrochen
in seiner sanften Seele schlief,
ihm einst die Freiheit fest versprochen,
aus selbstgebauter Festung rief.
Fast menschlich wirken seine Züge.
Ein Lächeln huscht durch sein Gesicht.
Gefangenschaft ist Lebenslüge -
die Freiheit stößt an Grenzen nicht.
Pheona, 19.4.2004
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.08.2006.
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