Der Traum

Ich träumt was daraus werde,
Wenn Geist beginnt zu sein.
Da lud mich Mutter Erde
In die Materie ein.

So formt ich viele Leben
Mit meiner Götterkraft,
Wollt täglich neu erbeben
Aus tiefster Leidenschaft.

Ich träumt ich wär ein König,
Sehr mächtig, reich und klug.
Doch glücklich war ich wenig,
Sank nieder durch Betrug.

Ich träumt ich wär ein Krieger
Mit Muskeln voller Kraft,
Als mörderischer Sieger
Ertränkt in blut`gem Saft.

Dann dünkte mich zu wissen
Wie man als Bettler lebt,
Haut und Gewand zerrissen,
Tod tief ins Herz gewebt.

So fühlte ich Erbarmen,
Wollt nur noch gütig sein,
Als Nonne für die Armen,
Gekrönt von Heilgenschein.

Und als ich lieben wollte,
Da wurd zur Hure ich,
Froh, wenn die Münze rollte
Und ließ begehren mich.

Sodann ich Hass verspürte,
Mein Herz zog sich zusammen.
Als Terrorist ich führte
Weit über tausend Mannen.

Mir schwanden alle Sinne,
Wer ich denn wirklich bin.
Da hielt ich plötzlich inne
Und fand zum Himmel hin.

Doch war ich nicht verloren,
Wie ich zuerst gedacht.
Als Mensch war ich geboren,
Hatt Himmelswerk vollbracht.

Nie hätt ich je begriffen
Der wahren Liebe Sein,
Vom Leben grob geschliffen
Zum feinen Edelstein.

So träumt ich viele Leben
In größter Qual und Pein,
Fand schließlich Garten Eden,
Kehrt glücklich wieder heim.

Aus Dunkelheit ich wachte,
War überirdisch weis,
Jetzt über alles lachte
Ich und endete den Kreis.

Auf dass ich niemals richte,
Was ich einst selbst gewesen,
Mach Zweiheit ich zunichte,
Die Wunden zu genesen.

So kann ich wohl erdulden
Der andren Träumer Kind.
Kein Richter, keine Schulden,
Weil alle Götter sind.

Kein Urteil soll es geben.
Erfahrung macht uns reich.
Drum ist auch keins der Leben
Einem andern gleich.

Wir können es gestalten
Wie wir es selber wählen,
Die Seele frei entfalten
Oder mit Grenzen quälen.

Das Wissen schläft seit Zeiten
In der Erinnerung.
Deshalb lasst uns bereiten
Den großen Quantensprung.

Wenn endlich Licht den Schatten hellt,
Wird uns bald sonnenklar,
Dass alles Dasein dieser Welt
Nichts als ein Traum nur war.

So sind wir alle Schöpfer
Mit gleicher Göttermacht,
Aus Ton geformte Töpfer
Zur Göttlichkeit erwacht!


© Brigitte Fortströer