Martin Tschümperlin
Am Rande der Scheibe
So steht er heute - von allen
verlassen - am Rand der Scheibe.
Vor sich nur blaue unklare
Meeresluft mit dem unendlichen
Horizont.
Hinter sich der Geruch von
verbrannter Erde.
Was denn aus ihm werde, fragte
er sich, nachdenklich, grübelnd
den Kopf in Sorgenfalten gehüllt.
Was war denn;
- Eine kurz glückliche Jugend -
- Eine mittlere Blütezeit -
- Eine Familie, - viel Arbeit
mit wenig Urlaub als Lohn.
Ein Scheitern , ein sich Fragen , ein nicht
mehr Können, ein nicht mehr Wollen, kein
auch nur verzagtes Wagen!
Schon lange schöpft er nicht
mehr aus dem Vollen.
Er denkt , er hätte mit 55 Jahren schon
alles getan.
Alles gesehen und alles erlebt..
Es würde nichts mehr geben, das
ihn bewegt!
Es gäbe nichts mehr für ihn zu wünschen,
es sei auf nichts mehr zu hoffen..!
Darum ist er von allem davon gerannt
ist am Ende der Scheibe beinahe kopflos
in das leere Nichts gestürzt!
Den Kopf in Sorgenfalten gehüllt - so
fragt er sich, - wie weiter?
Merke: Selbstmitleid hilft Dir nicht !
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.08.2006.
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