Margit Kvarda
Der traurige Karli
In unserem Dorf gibt es
kein Glockengeläut, darum
geht es bei unseren Beerdigungen
immer so traurig zu.
Als meine Oma im Totenbett lag,
mussten wir ihr versprechen,
mit der Kuhglocke zu läuten,
sie wollte unbedingt am Grab das
Läuten hören.
Der Opa stellte die Glocke direkt auf den
Sarg und läutete wie wild drauf los.
Ja Opa fragte ich ihn, was machst du da?
Karli du weißt doch, deine Oma hat so
schlecht gehört, ich will nicht geschimpft
werden, wenn ich zu ihr komme.
Ich brauche keine Glocke, mir genügt es,
wenn ihr die Blumen mit Wein berieselt.
Ach Karli,
jetzt weiß ich was wir vergessen haben,
die Oma wollte mir doch warme
Socken stricken, jetzt ist nur einer
fertig. Wir hätten ihr das Strickzeug
mitgeben sollen.
Im schlimmsten Fall nehme ich sie mit,
wenn ich sie besuche.
Wo sie jetzt ist, wird es auch nicht so
warm sein. Aber was macht sie jetzt
die vielen Jahre bis ich nachkomme.
© M.K.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.08.2006.
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