Karl-Heinz Fricke
Madeleine
Madeleine hatte Ambitionen,
sie wollte in einem Palaste wohnen.
Sie suchte deshalb einen Mann,
der ihr so etwas bieten kann.
Ihre Freundin, die Belinda,
hatte einen Stall voll Kinder,
weil sie meistens schwanger war
mit einem Baby in jedem Jahr.
Sie lebte in einer Armutswelt,
wenig Essen, noch weniger Geld.
So sagte Madeleine sich:
"So etwas passiert mir nicht."
Nun suchte sie und fand
eine Stellung auf dem Land.
Genau gesagt in einem Schloss,
ein alter Graf, der war ihr Boss.
Die Gräfin war schon bei den Ahnen,
welch ein Platz um abzusahnen.
Madeleine immer adrett,
der Graf der fand sie lieb und nett.
Natürlich war ihr sonnenklar,
dass er um vieles älter war,
und sollte der Edle sie erwählen,
würd' ihr sicher vieles fehlen.
Den Antrag hat er ihr gemacht.
Innerlich hat sie gelacht,
war doch bei ihm, oh Graus,
die meiste Luft schon längst heraus.
Rosenrot die Zukunft schien,
wahrscheinlich ging er bald dahin.
Sagte er "Ade" zum Leben,
würd' er ihr sicher alles geben.
Und als er nach dem Priester schrie,
freute sie sich wie noch nie.
Wem man die letzte Ölung gibt,
der bald aus seinen Latschen kippt.
Der Priester kam, er sah und lachte,
der Alte grad einen Drink sich machte.
und der würdige Schwarzrock sah,
dass er umsonst gekommen war.
Dem Grafen ging es wieder gut,
er hatte wieder neuen Mut,
und sprach zu seiner Madeleine:
"Wir reisen morgen in die Heide !"
Die junge Gräfin sah nun ein,
es wird ein langes Warten sein.
Sie begann schon zu verblühn,
verdammte Heide, die so grün.
Sie war nun über fünfzig schon,
verfluchend ihre Ambition.
Ihr Gatte, der so liebe Mann,
steuerte die hundert an.
Sie hatte für's feudale Leben
die besten Jahre ihm gegeben.
Sollte sie auch alles erben
nach des Grafen endlich Sterben.
Es ging ihr zwar besser als Belinda
mit dem Stalle voller Kinder.
Aber jedes Leben ist verfehlt,
wenn die wahre Liebe fehlt.
Karl-Heinz Fricke 07.10.2006
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