Karl-Heinz Fricke

Der Bergschüler

In Clausthal auf der Akademie,
da saßen und da lernten sie.
Es war ihr größter Wunsch auf Erden,
Bergbeamter, also Steiger, zu werden.
 
Als einer zu uns ins Bergwerk kam,
er sich schon wie ein Steiger benahm.
Nur Theorie im geschwellten Kopf
hatte dieser Einfaltstropf.
 
Störend waren seine Fragen,
er hatte immer was zu sagen.
Jeden Tag wurde er kesser,
natürlich wusste er alles besser.
 
Vieles er nicht richtig fand,
er redete ohne Ende.
'Ne Schaufel hat er nie gekannt,
er hatte zwei linke Hände.
 
Beim Schienenlegen bis vor Ort
schickten wir ihn für ein "Werkzeug" fort.
Oh, wie wir die Arbeit hassten,
wenn die Schienen nicht zusammenpassten.
 
Da war nur eines zu machen,
die hölzernen Schwellen abzuflachen.
Natürlich wurde das nicht gelehrt,
theoretisch wäre das grundverkehrt.
 
Der Bergmann muss viel ausprobieren,
viel denken und oft improvisieren.
Es kann nicht immer alles glücken,
denn Bergarbeit ist voller Tücken.
 
Dem Bergschüler machten wir weis,
wir müssten hobeln das Gleis.
Verdattert tat er wie ihm befohlen,
einen "Schienenhobel" sollte er holen.
 
Der Gezähewart wusste Bescheid,
er hielt ein Stück Eisen bereit.
Ratlos war der schlaue Mann,
wie man damit hobeln kann.
 
Das Eisen war sehr schwer zu tragen,
er hatte weiter keine Fragen.
Schließlich kam er damit an,
oh, wie staunte da der junge Mann,
als er die glatten Schienen sah,
und was wohl da geschehen war.
 
Merkwürdigerweise war er stumm,
ganz erschöpft vom Eisen tragen,
so schaute er nur mächtig dumm,
ohne ein weiteres Wort zu sagen.
 
Das Leben wäre furchtbar trist,
gäb's nicht den Humor.
Manchmal man selbst der Dumme ist,
das kommt natürlich auch mal vor.
 
Die Praxis und die Theorie
sind zwei verschied'ne Dinge.
Eins wird gelehrt auf der Akademie,
das andere vor Ort im Gedinge.
 
           Karl-Heinz Fricke  16.10.2006

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