Bernd Rosarius
Zwischen den Stühlen
Ich halte es im Kopf nicht aus.
Ich war gestern im Krankenhaus.
Ein Oberarzt, ein netter Mann,
fing zu diskutieren an.
Er sprach von Gott und dieser Welt,
vom Arztbudget, vom lieben Geld.
Und er verdammte ganz enorm,
die Gesundheit. Schmidt- Reform.
Schließlich sagte er zu mir,
andere Pillen braucht man hier.
Ihre sind nun mal nicht richtig,
die neuen hier sind für sie wichtig.
Gehen sie zum Hausarzt hin,
weil ich nun einmal keiner bin.
Lassen sie sich die verschreiben,
weil sie dadurch gesünder bleiben.
Natürlich tat ich dies sofort,
der Hausarzt erkannte gleich vor Ort,
das hier wohl Konkurrenz aufkam,
und er mir alle Hoffnung nahm.
Das verschreibe ich ihnen nicht,
die Pillen sind nur gut bei Gicht.
Die anderen vergessen sie,
die verschreibe ich Ihnen nie.
Der Hausarzt hat sogar gelacht,
den Kollegen schlecht gemacht.
In meinem Kopf war es am wühlen,
ich saß nun zwischen beiden Stühlen.
"Ich bin ein Laie", rief ich laut,
der Hausarzt war nicht aufgetaut,
"ich schreibe auf, was ich erachte.
Nicht was ein anderer erdachte.
Sollten sie darauf bestehen,
müssen sie die Folgen sehen.
Sie zahlen Selbst das Medikament,
und das schmerzt sicher vehement."
Der Arzt blieb weiterhin sehr stur,
ich aber schwieg und dachte nur.
Wo bleibt nur in dieser Zeit,
etwas mehr Gerechtigkeit.
Die Medizin macht fette Beute,
Gesundheit ist für reiche Leute.
Zum Himmel steigt dieser Gestank,
werdet nie im Leben krank.
© Bernd Rosarius
Anmerkung: Was ich auf dem Markt der Gesundheit alles erlebt habe, darüber kann ich ein Buch schreiben.45 Jahre habe ich brav meine Kassenbeiträge bezahlt und das war nicht wenig. Heute streiten sich die Ärzte untereinander, welche Medikamente notwendig sind. Immer mit Blick auf das Budget. Immer nur den Blick auf ihre ureigenen Interessen. Der Patient verliert alle Rechte. Heute muss ich 70% der Medikamente selbst bezahlen.
Ich danke vor allen Dingen der unglaubwürdigen Gesundheitsministerin U.Schmidt und den äußerst schwachen Regierungen, die nicht in der Lage waren und sind, eine vernünftige Gesundheitsreform auf die Beine zu stellen.
Ich bin enttäuscht von den Regierungen und bin enttäuscht von der Gesellschaft, die eine Zweiklassenmedizin zulässt und sich nicht dagegen wehrt.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.10.2006.
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