Dieter Kamensek

Wer sind wir?

 

 
Ich kenne einen, von dem ich erzähle,
kenne sein Handeln und seine Wege,
kenne seine Freunde und auch Verwandten,
und alle, die ihn sonst noch kannten.
 
Ich kenne seine Worte und seine Taten,
ich kenne seine Gänge und seine Fahrten.
Kenne auch jeden Ort, an dem er war,
kenne von ihm alles, denn er ist mein Star.
 
Ich erzähle von seinen Sprüchen, von seinem Wort,
ich erzähle von seinem Heim und seinem Hort.
Ich berichte über seine Freunde, groß ist die Zahl,
berichte über sein Leben und von seiner Qual.
 
Er wurde geboren, nicht so wie du und ich.
Er ist etwas besonderes, ganz, ganz sicherlich.
Doch die Wahrheit ist und darüber man nicht spricht,
so ganz sicher ist die Erzählung über ihn nicht!
 
Er wirkte viele Wunder in seinem kurzen Leben,
doch wird es immer wieder solche Menschen geben.
Er sprach vieles und auch an manchen Orten,
ging durch viele Tore, Türen und Pforten.
 
Doch was er sprach, wenn wir daran denken,
konnte uns stets Hoffnung schenken.
Und im Grunde, ohne blinden Glauben und ohne Magie,
so etwas neues oder besonderes war das alles nie.
 
Er führte ein gutes Leben, ohne Hast und Müh,
er hatte viele Freunde und erkannte früh,
was seine Umgebung braucht und seine Freunde wollen
und mit diesem Wissen schöpfte er aus dem Vollen.
 
Die anderen waren bereit zur Revolution und zum Sturm,
doch er lehrte das Verhalten gleich einem Wurm.
Friedlich, gelassen und im Untergrund, kaum zu fassen,
zu entbehren, sich aufgebend und alles geschehen zu lassen.
 
 
Bis zu seinem Tod und dieser war erfüllt von Not und Schmerz,
lebte er ein schönes Leben, er hatte Freunde, Freude und ein gutes Herz.
Man sagte, er kam nach dem Tod zu seinen Freunden zurück,
und manche meinten, nie war er tot, er hatte nur Glück.
 
Ich als Chef seines Fanclubs, seiner Massen,
kann es beim Nachdenken eigentlich selbst kaum fassen.
Warum wurde er so super, so berühmt und ein so großes Idol?
Was macht sein Wesen und sein Leben so wertvoll?
 
Tausende und abertausende gab es seit jeher und gibt es noch immer,
die hatten ein Leben tausendmal härter und schlimmer,
hatten viele Weisheiten, Vergleiche und auch gute Worte,
doch die wurden nicht beachtet, an keinem Platz und an keinem Orte.
 
Unzählige wurden verraten und auch für wenig verkauft,
niemand gedachte je ihrer, ob ungläubig oder getauft.
Heute passiert es überall, an jeden Ort und zu jeder Zeit,
es fehlt uns allen an wirklicher Gerechtigkeit.
 
Niemand gedenkt der vielen Opfer und der vielen Armen,
auch ich lese die Geschichte von ihm lieber hier im Warmen,
was kümmern mich die heutigen Leiden und die viele Trauer,
ich erzähle allein nur von ihm für meine gesamte Lebensdauer.
 
Wir bauten ihm tausend Burgen, Schlösser voll Glanz und Pracht,
verhungern auch viele armselig und ganz allein in der Nacht.
Wir erheben den Finger, ermahnen euch stets in eurem Leben,
nach dem Reichtum und Glück im Jenseits, sollt ihr streben.
 
Gebt uns jetzt und hier das Geld, euer Leben und auch eure Zeit,
wir wollen es sofort, auf euch wartet der Lohn in der Ewigkeit.
Doch keiner weiß, was so im Jenseits wirklich passiert.
Vielleicht haben wir uns, mit der Unsterblichkeit, doch geirrt.
 
Vielleicht wartet auf uns kein Petrus vor dem Himmelstor
und wir hören keine himmlische Musik vom Engelschor.
Was ist, wenn unser Geist und unsere Seele vergänglich sind
und wir zerstäuben wie Asche im Wind?
 
Seit jeher lebten wir in Glanz, Reichtum und Macht,
wurden geachtet, gefürchtet und niemals ausgelacht.
Wir gelten, seit vielen Menschenaltern und seit ferner Zeit,
als Wissende, als Botschafter und als Herrscher weit und breit.
 
Nichts und niemand haben und hatten je gegen uns Bestand,
alles ist uns Untertan, hört auf unser Wort, ernst und gespannt.
Imperatoren, Bosse, ob reich oder arm und auch der kleinste Wicht
bezweifeln weder unser Handeln und auch unsere Worte nicht.
 
Stärker und mächtiger als jedes andere lebende Wesen,
reinigender und säubernder als der beste aller weltlicher Besen,
so fangen wir euch alle in unseren Fallen, Gruben und Netze,
denn für uns gelten keine irdischen und jenseitigen Gesetze.
 
Gebt uns alles, was ihr besitzt, alles Gut und auch euren Geist,
damit ihr eure Demut und uns euren Wert beweist.
Gebt nur uns und niemand anderen, zu keiner Zeit und an keinem Ort,
etwas von euch an einen anderen, als an uns nur fort.
 
Wir sagen euch im Namen des Einen, was gut und richtig ist.
Wir sagen euch, was ihr braucht und was ihr vermisst.
Wir sorgen dafür, dass ihr uns glaubt und uns vertraut
und dass ihr niemals mehr zur Seite zu jemand anderen schaut.
 
Für die Märchen, welche wir euch immer wieder erzählen,
gebt ihr uns alles was ihr habt und ihr lasst euch noch quälen.
Wir sind die Einzigen, wir sind eure Herren und Meister.
Wir fangen euch wie Fliegen auf einen Streifen mit Kleister.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.12.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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