Susanne Aukschun
Überfordert
Die Landwirtschaft, die Landwirtschaft,
die hat den Kerl dahingerafft.
In Zukunft will der Mann aus Rügen
mit Partygirlies sich vergnügen.
Die Egge zieht sich ziemlich schwer,
drum mußte jetzt was and’res her.
Zwar war’s mal Ingo’s Lebenstraum,
doch das stört ihn ja heute kaum.
Für ihn war Hecken zu beschneiden,
ja meistens unnötiges Leiden.
Die Arbeit hier in der Natur
war sowieso nur ne Tortur.
Erst mußte man(n) den Rasen sähen
und später dann noch sehr oft mähen,
das kostete ihn zuviel Zeit
und auch zur Arbeit war’s sehr weit.
Statt hier zur harken sehr viel Laub,
macht man(n) sich besser aus dem Staub.
Die Raten für das Haus zu zahlen,
bedeuten für ihn Höllenqualen.
Wie mit dem Kredi ich verfahre,
der bindet uns noch viele Jahre,
ist nunmehr allein mein Problem,
das ist für manchen recht bequem.
Im Reitcasino rumzusitzen,
das bringt ihn nicht so sehr in’s Schwitzen.
Laß doch die Olle da malochen,
man(n) kann ja lieber eine rooochen.
Umschwärmt von reicher Damenwelt,
ist was dem Ingo so gefällt.
Da int’ressiert ne liebe Frau
in großer Ferne keine Sau.
Selbst der so treue Bröselhund
war für den Reitersmann kein Grund,
ein einz’ges Mal mal nachzudenken,
er tat ihn lieber mit verschenken.
Schmeiß weg die öd’ Vergangenheit,
für Neuerungen ist es Zeit.
Hat jeden Tag nen and’ren Plan,
das Alte geht ihn nichts mehr an.
Zwar hat auch er sich festgelegt,
sich trotzdem plötzlich weg bewegt.
Hat seine Lieblingsranch verlassen,
man(n) könnt’ das Leben sonst verpassen.
Wird man(n) erst 40 Jahre alt,
ist mancher Mann schon durchgeknallt,
benimmt sich in der Lebenskrise
zu seiner Frau dann ziemlich miese.
So hat auch er mich schwer verletzt
und mit dem allen hier versetzt.
Doch diese supergroße Scherbe,
war leider nicht das einz’ge Erbe.
Als eine Frau aus großer Stadt
hab’ ich die Landwirtschaft echt satt.
Er hat mich wirklich arg geneppt,
denn einst hat ER mich hergeschleppt.
Das Grundstück war ihm noch zu klein,
er wollt’ hier immer König sein,
doch daß das etwas Mühe macht,
hat Ingo dabei nicht bedacht.
Das, was für ihn war nicht zu schaffen,
das soll ich jetzt alleine raffen?
Hat dieser Typ denn einen Knall?
Ist durchgedreht – auf jeden Fall.
Ich bin stocksauer auf den Mann,
der sowas mit mir machen kann.
Macht sich ein Leben (was ein nettet)
und hat mich hier so festgekettet.
Kann weder weg, noch aus dem Haus,
versorge ich doch Katz & Maus.
Für mich ist hier die Endstation,
was kümmert das den Ingo schon...
Hab’ Dank, Du großer bl... Mann,
daß ich nun von Dir träumen kann.
Du kostest mich so manche Nacht,
die Sorgen wecken mich ganz sacht.
Du bist mein Alptraum, mieser Wicht,
verzeihen tu’ ich Dir das nicht.
Wurd’ niemals so wie jetzt verletzt,
die Liebe ward in’n Sand gesetzt.
Werd’ niemals wieder so vertrau’n
und niemals auf’nen Mann mehr bau’n.
Mein Herz, das liegt total in Schutt,
ist völlig tot und so kaputt.
So schluchzt das kleine Susilein
des Nachts in ihre Kissen rein.
Fühl’ mich so einsam und allein,
mag gar nicht mehr am Leben sein.
Für mich sind diese Weihnachtstage
die reinste Hölle, keine Frage.
Schick’ mir nen Engel, lieber Gott,
oh bitte hilf’ mir, aber flott...
10.12.2006
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.12.2006.
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