Karl-Heinz Fricke

Eine Reise in die Vergangenheit

Schier dreißig Jahre sind vergangen,
als Rolf die Heimatstadt verließ.
Nach Afrika ist er gegangen,
das großen Wohlstand ihn verhieß.
 
Er liess zurück sein trautes Lieb',
die treu zu bleiben ihm gelobte,
doch all zu lange er verblieb,
mit seinem Freund sie sich verlobte.
 
Nach Afrika kam dann ein Brief,
in dem sie ihm erklärte,
dass eh' die Jugend sie verließ
und bitter sich beschwerte,
sie könne nicht mehr länger warten,
sie möchte eine Familie starten.
Er liesse kaum von sich was hören,
dann könne es ihn auch nicht stören,
dass sie nun einen anderen nahm,
weil er ja nicht wiederkam.
 
Sie hat ja Recht, sagt sich der Mann,
dass sie nicht ewig warten kann.
Jedoch er hatte es sehr schwer
im Schwarzen Erdteil überm Meer.
 
Jahre kamen und Jahre vergingen,
schließlich tat es ihm gelingen,
und seine Träume wurden wahr,
er wurde reich in Afrika.
 
Endlich konnte er daran denken,
heimwärts seinen Schritt zu lenken.
Er freute sich darüber sehr,
doch kannte man nicht gar nicht mehr.
 
Längst verstorben seine Lieben,
auch ihnen war er fern geblieben.
Väterchen und Mütterlein
zogen längst im Himmel ein.
 
Vor dem Grabe in Gedanken,
tat er den Eltern nochmals danken
für alles, was sie für ihn getan,
was er als selbstverständlich nahm.
 
Auf dem Marktplatz sah er sie,
stolz mit ihrem grauen Haar,
es zitterten ihm seine Knie,
sie lieblich noch wie früher war.
 
Und es fuhr ihm durch das Herz
ein reuevoller Seelenschmerz.
Er trat auf sie zu, sie sahen sich an,
dann erkannte sie den fremden Mann.
 
Sie erwähnte nicht die wartend' Jahr'
und sprach, dass sie nun Witwe war.
Die Kinder längst schon fortgezogen,
vom Schicksal sei sie arg betrogen.
 
Es reifte im Manne der Entschluß,
dass es so nicht enden muss.
Wiederum 'Ade' zu sagen,
und so musste er sie fragen,
ob sie ihn noch leiden mag,
denn er hätt' vieles gut zu machen.
 
Lang' sah sie ihn an, an jenem Tag
und sagte mit bitterbösem Lachen:
"Geh' nur zurück nach Afrika,
ich will mich nicht mehr binden !"
Plötzlich stand er alleine da,
sie war nicht mehr zu finden.
 
               Karl-Heinz Fricke  13.12.2006
 
 
 

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