Bernd Rosarius
Es war eine Heilige Nacht
schmucklos, von trauriger Gestalt.
Die Schneelast drückt den Bretterraum.
Vierzig – minus - Grade kalt.
Männer – schmal mit Lederhaut,
sitzen eng um ihn herum.
Als einer von ihnen nach draußen schaut,
bleiben die anderen starr und stumm.
Er ruft: „ich glaube es bleibt heute still.
Vielleicht nur für paar Stunden.
Wer für sich nun beten will,
hat die Ruhe jetzt gefunden.“
In jener grausamen Heiligen Nacht,
war der Winter besonders hart.
der Tod hat Pause nur gemacht,
im weiten fernen Stalingrad.
„Vater unser..“ beten sie
und falten ihre Hände.
Ein altes Radio vis à vis
fängt plötzlich an zu senden.
Von den Fronten Süd bis Nord.
Schaut man aus dem Bunker raus,
wünscht man sich fort von diesem Ort.
Plötzlich aber klingen Lieder,
von der stillen, heiligen Nacht
und die Männer knien nieder.
Gefrorene Tränen mitgebracht.
Am nächsten Tag geht es zum Sterben
In einem allzu fremden Land.
Doch reichten sie uns noch als Erben,
warnend ihre tote Hand.
Einmal anderes Gedenken,
will ich bei Wein und Gänsebraten,
jenen armen Landsern schenken,
die man unter Schnee verscharrten.
Heute nun ist heilige Nacht
Und wie ich es tat in all den Jahren,
hab ich wieder dran gedacht,
und werde weiter so verfahren.
Anmerkung: Ich bin Jahrgang 1945 und wurde kurz vor Ende des 2.Weltkrieges geboren. Die Katastrophe jener Jahre haben uns in der ersten Nachkriegsgeneration immer wieder beschäftigt, bedingt auch durch die Nähe zu der aktiven Generation.
Wie viele junge Soldaten mussten sterben, die keine Nazis waren, die nur das Pech hatten, zur falschen Zeit geboren worden zu sein. Die nie eine Chance hatten, in einem freiheitlichen demokratischen Rechtstaat leben zu dürfen.
Ich bin mir dessen bewusst und denke jeden heiligen Abend wenigstens einmal kurz an diese Menschen in ihrer Zeit. Besonders grausam, verräterisch, menschenverachtend ist die Weihnachtsringsendung 1942. Wer sie sich einmal anhören möchte findet hier den Pfad dafür. Er ist öffentlich zugänglich, daher kann ich ihn hier mitteilen.
http://www.rundfunkmuseum.fuerth.de/audi...ringsendung.mp3
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Bernd Rosarius, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.12.2006.
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