RiesenSau
Heute muss ich meinen Pass verlängern
Ich suche an einem langgestrecktem Gebäude entlang, bis ich auf der Stirnseite den Eingang finde. In einer schweinsrosafarbenen kreisrunden Wand befinden sich zwei gläserne Bullaugen, die mich beschnüffeln wie überdimensionale Nasenlöcher einer Trüffelsau.
Darunter ein roter Schlitz, eine Dokumentendurchreiche. In mir keimt die Frage auf, ob aus diesem Maul eine verständliche Sprache hervorkommen kann.
Ich erwarte ein schwülstiges Beamtendeutsch – aber o weh! Es kommt, wie es kommen musste. Nur ein unverständliches Grunzen ertönt. Als ich nochmals nachfrage, erscheint in dem roten Maul ein feister, braungelber Nikotinfinger.
In dem roten Schlitz sieht er aus wie ein Sauzahn, der unmittelbar in meinen Bauch eindringen will, dieser Hauer, von einer Wildsau.
Er muss meine abwehrende Haltung bemerkt haben, denn plötzlich ändert er seine Richtung und weist hinunter in den endlosen Gang der sich halbdunkel und beängstigend wie ein ungeheurer Schlund öffnet.
Nach einigen Metern zweigen zwei Seitengänge links und rechts ab, an deren Ende ich ein lautes Scharren vernehme. Es muss sich wohl um die Haxen dieser Sau handeln, die mit ihren Vorderklauen scharrt.
Mein Weg führt daran vorbei. Links und rechts unzählige Türen. Menschen hängen an ihren Schnallen wie an den Titten einer Sau, und saugen, saugen, saugen was sie können! Saugen aus dem riesigen Apparat, der sich Sozialstaat nennt.
Hab das Gefühl als müssten die Wände zusammenrücken, als müsste die Sau schrumpfen, von all dem endlosen Saugen. Wie Schmatzen dringt es an meine Ohren.
Ich quäle mich weiter vorwärts, bzw. nach hinten – und siehe da: Wieder zwei Seitengänge, breiter als die ersteren. Rauchschwangerer Duft dringt in meine Nase und vermischt sich mit Fleisch. Geselchtes, Speck,
Ja, ich bin in den Hinterhaxen gelandet. Lass mich nicht verführen, gehe weiter.
Am Ende des Ganges schlängelt sich eine dünne Wendeltreppe nach oben. Wie konnte es anders sein:, das Ringelschwänzchen.
Alles zusammen, das ganze Gebäude, der ganze Beamtenapparat, wie eine riesengroße, aufgeblähte Sau, gemästet von Steuergeldern und wieder ausgesaugt von denen, die unser System wohl erst zu Saugern und Bettlern degradiert hat.
Riesensau gehabt, dass ich – noch – nicht dazugehöre!