Karl-Heinz Fricke

Der Patient am Fenster

Ins Krankenhaus von Bad Gastein
lieferten sie zwei Männer ein.
Einer lag an der hinteren Wand,
er bekam einen Streckverband.
 
Dem anderen schien nicht viel passiert,
man hatte ihn am Fenster platziert.
Die beiden unterhielten sich,
sehen konnten sie sich nicht.
 
Der Mann am Fenster beschrieb was er sah,
riesige Berge seien ganz nah.
Leute in der Sonne er wandeln säh',
und ganz links sei ein blauer See.
 
Schwäne ziehen stolz ihre Bahn,
ein Angler sitzt ganz still im Kahn.
Ein Hund sich faul am Ufer sonnt,
ein weißes Segel am Horizont.
 
Ein Liebespaar,  sehr jung und rank,
setzt sich auf die Uferbank.
Kinder spielen mit einem Ball,
ein Junge kam gerad' zu Fall.
 
Über eine Woche lang
hörte der Mann im Streckverband,
was da draußen täglich geschah,
was der andere für ihn sah.
 
Es geschah in der neunten Nacht,
der Erzählende wurde hinausgebracht.
Man drückte ihm die Augen zu,
nachdem er gefunden die ewige Ruh.
 
Trauer zog in des anderen Herz,
ein ungewohnter Seelenschmerz.
Und als ihm der Verband abgenommen,
hat er den Platz am Fenster bekommen.
 
Er sah keinen Berg und keinen See,
auch keinen Menschen in der Näh'.
Sein suchendes Auge nur fand
direkt vor ihm eine graue Wand.
 
Die Schwester erzählte ihm dann,
vollkommen blind war der tote Mann.
Er war ein Mensch von Herzen gut,
er gab Ihnen Zuversicht und Lebensmut.
 
Karl-Heinz Fricke  27.02.2007
 
 
 

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