Lothar Krist
Was Dichten Ist!
Blitz und Donner!
Hagel prasselt gegen mein Schädeldach.
Ein Knistern und ein Knattern!
Im Körper ein so lustiges Verrattern.
Die Muskeln ziehen.
Ein Sehnenspannen ist.
Es regnet Buchstaben her in Regentropfenströmen.
Im Körper pulsieren Adern laut und spürbar.
Gefühle spritzen zu den Poren.
Flammen züngeln heiß und immer heller, greller.
Ein Wort verbrennt darin und geht verloren.
Einfach so. Ich fass’ es nicht!
Gewitter ist!
Doch da:
Ein Gedanke hängt sich an sich selber auf.
Ich zitt’re! Meine Augen starren in die Leere.
Es heißt: ganz blöd grinsen würde ich.
`s ist Orgasmus gar! `s ist ein Ficken!
`s ist ein Krieg in meinem Kopf!
`s ist ein Krieg auf eine wunderbare Art!
Da: Ich spritze ab!
Ich kann die Worte nicht mehr halten!
Ich rinne aus!
`s ist Wahnsinn! `s ist wie Glaube!
`s ist wie tiefstes religiöses Sein!
Die Verse fetzen hin! Die Verse rasen her.
Ja, sie zerfetzen! Und siehe da:
Da steh’n sie wieder da in einem völlig neuen Kleid.
Schwänze schwanzen! Mösen mösen!
Männer mannen! Frauen frauen! Kinder kindern!
Und Erwachsene gibt es nicht mehr.
Das Leben lebt! Es kommt und geht!
`s ist ein Sterben in der Welt!
Das Leben pulst und pulst und schreit!
Und Liebe ist und war und wird auch immer sein.
Oh Mutter Erde muttert!
Oh Mutter Erde erdet!
Göttin Danae bebt und bebt und bebt!
Ein Gedicht entsteht!
Vers verst sich an Vers.
Die erste Strophe schenkt mir einen ersten Sinn.
Und so ich endlich weiß,
WAS DICHTEN IST!?
Du Leser, ach, du brave Leserin,
du glaubst es nicht?
Ach nee? EU! Das ist mir scheißen!
Und doch: da weiß ich dann wieder:
Ich bin doch bloß ein Nichts in unser’m Heute,
das kein Niemand kennt
und auch schon gar kein Niemand liest.
Und doch:
`s ist mir EU! `s ist mir USA!
`s ist mir Asien mal Afrika!
Und Russland und auch China sowieso!
Und völlig klar: `s ist mir auch Südamerika!
Diesen ewigen Hort der Revolution sollte man nie vergessen!
Mir ist Alles so schön scheißen!
Denn ich endlich weiß,
WAS DICHTEN IST!
Denn Eines ist gewiss:
Einen Dichter, den schon die eig’ne Zeit versteht,
den braucht es nicht!
Wieso?
Nun, ganz einfach:
Weil so Einer schon Alles gewonnen hat
und in ihm keine Hoffnung mehr auf dieses „Endlich Siegen“ ist.
Und man bedenke:
Auch die Diktatur der Nazis hatte diese ihre Dichter!
Wer kennt die heute noch?
Warum sollte es in den Demokraturen von Heute anders sein?
© Copyright by Lothar Krist (25.2.2007 von 00.05 – 03.35 Uhr in der Kellerdisco des Smaragds während einer ordentlichen Gaudi mit Muxi, einer meiner Musen, die mich seit der Geschichte „Endlich schiffen“ schon hundert Mal inspiriert hat, und einigem anderen Gemurxe)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.02.2007.
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