Anne-Marie Zuther
Der liebeskranke Lenz
Die Amsel fragte ihren Mann:
„Was ist in diesem Jahr nur los?
Wann fängt der Frühling endlich an?
Ach, sag’ mir Schatz, wann kommt er bloß?
„Ich weiß Bescheid“, sprach er empört
„und bin schon bestens informiert.
Doch was ich grade hab’ gehört
ist skandalös. Ganz ungeniert
liegt unser Frühling noch im Bett
mit einer Schlampe, stell’ Dir vor!
Vielleicht ist die sogar ganz nett,
doch er ein liebeskranker Tor!“
„Ganz nett soll dieses Luder sein,
das glaubst Du doch wohl selber nicht.
Die ist verdorben und gemein
und hindert ihn an seiner Pflicht,
jetzt endlich einmal aufzusteh’n!
Es ist inzwischen Anfang Mai,
da muss er an die Arbeit geh’n!
Wie kriegen wir ihn nur herbei?“
Die Amseln fassten einen Plan,
der effizient am nächsten Tag
wurd’ ausgeführt mit viel Elan.
Der Frühling kam ganz ohne Klag’,
bezog das Land mit frischem Grün,
die Sonne schien mit aller Kraft
und ließ die Blumen schnell erblüh’n.
Die Amseln hatten es geschafft.
Doch was genau war da gescheh’n?
Die Käfer, welche sonst im Mai
genüsslich knabbern Buchengrün,
die Amseln brachten sie herbei.
Die Tierchen in dem Lotterbett
verdarben dort das Liebesspiel.
Das fand die Schlampe gar nicht nett,
vor Schreck sie aus den Laken fiel.
Die Käfer setzten nach – zwick, zwack,
das Weib schrie auf vor Schmerz und Weh’n,
entfloh genervt vor dieser Plag’
und ward nie wieder mehr geseh’n.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.03.2007.
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