Volker Lahmann-Lammert

Frühjahrsschnitt

Seit kurzem hab ich einen Garten,
längst kam mein Vetter zu Besuch,
und hat mich fachmännisch beraten,
was ich im Nachhinein verfluch.

Persönlich mag ich die Idylle,
was Unkraut war, verstand ich nicht,
soll alles wachsen, in der Stille...
Mein Vetter nahm mich in die Pflicht.

Den Rasen brachte ich in Schuss,
mein Maulwurf ruht nun im Kompost;
weiß jetzt auch, wie ich's machen muss,
und schütz den Rosenkohl vor Frost.

Dass meine Arbeit nichts bewirke,
meinte er dann, so reicht das nicht.
Es sei am Gartenhaus die Birke,
die nimmt der Kleinkultur das Licht.

Ich mochte sie. Doch sie muss schwinden.
Das war mir jetzt schlagartig klar.
Und damit kann ich auch begründen,
dass ich tagsdrauf im OBI war.

Mit 4 PS, also nicht träge,
war's was ich wollte, für die Schlacht.
Genau. Die "Stylus" Motorsäge,
für jeden Baumkrieg eine Pracht!

Benzin befüllt und angeschmissen,
schritt ich zur Tat. Gleich fällt sie um!
Doch kaum die Rinde angerissen,
war plötzlich meine "Stylus" stumm.

Sie hakte fest. Kettenverwurzelt.
Doch hab ich sie dann noch befreit;
bin dabei leider leicht gepurzelt,
jetzt sprang sie an. So gut, so weit.

Durch dieses Ziehen, Wenden, Drehen,
durch meinen Schlenker, mag wohl sein,
verlor ich einen meiner Zehen,
nicht meinen den Mut. Jetzt griff ich ein!

Ein Fehler. Nur leicht abgeglitten,
der Daumen fort, ein leiser Schrei.
Zwar hat die Säge nicht gelitten,
doch war der Baum jetzt Einerlei.

Die Birke lebt jetzt völlig frei,
gibt Schatten, durch die Krone.
Mein Vetter kommt nicht mehr vorbei;
ich kann auch besser ohne. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.03.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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