Ich hüte meine Gedanken
Wie ein guter Hirte seine
Herde hütet.
Ich spiele mit ihnen wie ein
guter Vater mit seinen
Kindern spielt.
Manchmal halte ich sie fest,
ganz nah bei mir, eifersüchtig,
ein anderes Mal lasse ich sie
laufen, fast unbeobachtet,
Manchmal dressiere ich sie wie
ein Raubtierbändiger; Ein anderes
Mal habe ich wieder Nachsicht.
Tanzend umschwirren sie
Mein Leben, mein Sein.
Mal springen sie wie ein
fest getretener Gummiball
herum, mal zerlaufen sie wie
Eis am offenen Feuer,
mal steigen sie hoch wie ein
Gasgefüllter Ballon um in der
Weite des Himmels zu
Verschwinden, mal gleichen sie
Wasser und bedecken alles
Erreichbare. Hin und wieder
Sind sie so schwer das niemand
Sie zu halten vermag!
Mal so leicht das der leiseste
Windhauch genügt um sie zu
Verwehen.
Einige sind so gefährlich wie ein
hungriger, verletzter Tiger! Andere
so zart wie der seidige Morgennebel.
Einige sind so unbarmherzig wie
ein Scharfrichter, einige sind so
Gütig wie sie auch weise sind.
Einige sind ruhig und liebevoll,
andere aggressiv und laut!
Mal sind sie so schön dass man sie
nicht mehr loslassen möchte, mal
sind sie so düster dass man vor
ihnen flüchten wollte.
Sie tragen die Hoffnungen und
die Vorstellungen, die
Träume und das Wissen.
Sie tragen die Bilder der
Vergangenheit. Sie sind mein
Ständiger Begleiter. Manchmal
ärgern sie mich, manchmal
trösten sie mich, manchmal
erschrecken sie mich, manchmal
beruhigen sie mich.
Manchmal ringe ich mit ihnen,
manchmal entgleiten sie mir,
hin und wieder überfallen sie mich,
dann wieder sind so laut dass
sie alles übertönen, später wieder
einmal so leise dass ich nichts
verstehe.
Sie flüstern und wispern,
sie toben und schreien, sie tanzen
und hüpfen, sie sind still und starr!
Doch:
Erschreckend das die Gedanken
mein Leben führen, mich leiten;
Erschreckend das die Gedanken
meine Schienen sind auf dem
sich mein Körper fortbewegt.
Erschreckend auch das sie es
sind welche über mich bestimmen.
Sie sind Ich.