Susanne Bruschke
Das dritte Auge ist blind
Den bösen Blick geübt, vorm Spiegel.
Erschießen probiert, am Computer.
Als er sechzehn war, trug er immer schwarz.
Blieb trotzdem schmächtig.
Wurde weiterhin ausgelacht,
von Lehrern und Schülern fertig gemacht.
Den bösen Blick niemals angewandt.
Lieber gelächelt und weg gesehen.
In Wirklichkeit nie jemanden erschossen,
weil Amokläufer schlechte Menschen sind.
Wechselte schwarz gegen hell,
Leinenanzüge wurden sein Freund.
Er ging ins Sonnenstudio und lief weit früh am Morgen.
Ein starker, arroganter Mann ohne Geldsorgen.
Gefürchtet von allen,
oberster Boss der Cheftetage.
Der Untergebene und Weichlinge hasste.
Wer schwach ist, soll vor den Zug springen, sein Motto.
Er sah mit beiden Augen,
Obdachlose, Punks, Sozialhilfeempfänger.
Doch fühlen tat er nichts.
Beachtet hat er nur sein Geld.
Familie, Freunde -
was soll ich damit?
Fernsehen, Lesen, Urlaub -
wo bitte schön ist das anspruchsvoll?
Geschenke machen, Hilfe geben -
warum sollte ich´s tun?
Fragte er sich, ohne Antwort.
Heute im Altenheim.
Keine Blumen, kein Besuch.
Kurz mal gefüttert von Pflegekräften.
Er weiß seinen Namen nicht mehr.
Wozu auch erinnern?
Es gibt nichts, was es die Mühe wert wär.
Lohnt sich nicht.
Denn er hatte kein Leben, keine Fotos, keinen Spaß.
Nur Arbeit und Geld, unbrauchbar.
Ein nie gelebtes Lächeln.
Ein nie geküsster Kuss.
Ein fehlender Genuss.
Ein nie vermisster Vermisster.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.04.2007.
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