02.06.2007
Kategorie "Beziehungen" (Gedichte)
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Hypothetisch Sehnsucht Herz

Anna-Luise Franke

Komm in mein Bett, ich muss dich kennen lernen / Konjunktiv I

Hättest du meinen Mund,

Hättest du meinen Blick,

Hättest du einen Grund,

Wärst du mir geschickt,

Wärst du auf meiner Haut,

Wärst du am andern Ende,

Wärst du mir vertraut,

Hättest du meine Hände,

Hättest du mein Herzschlag,

Hättest du meinen Klang,

Hättest du einen freien Tag,

Wärst du nicht dein Leben lang,

Wärst du in meinen Wunden,

Wärst du an meiner Wand,

Wärst du für 24 Stunden,

Hättest du mich in der Hand.

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Rapunzel in Puppengesprächen, Adoptivkinder auf Zeitreisen, Fragebögen, Bekundungen am Bauch der Sonne. Rätsel und Anspielungen, die uns, an Hand scheinbar vertrauter Muster, in die Irre führen. Florian Seidel hält seine Gedichte in der Balance zwischen Verschweigen und Benennen, zwischen Bekanntem und Unbekanntem. Jeden Augenblick könnte alles aus dem Gleichgewicht geraten, uns mitreißen, uns enden lassen in einem Augenblick der Verwirrung. Die in dem Gedichtband „Ein Tiger schleicht durchs Puppenhaus“ versammelten Texte schildern Suchbewegungen. Glückspiraten, Tiger, Jäger und andere Unbehauste in jenen Momenten, da die Realität Schlupflöcher bekommt und wir uns selbst im Spiegel sehen. Ein ungewöhnlich großes Sprachgefühl und vor allem die Bildhaftigkeit machen die Qualität dieser Lyrik aus.

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