So angepasst...

 Mein ganzes Leben war ich brav.
So sag man doch?
Wenn man immer nur tut, was einem gesagt wird.
Weil man es für richtig hält.
Wenn man nachgibt, um Verdruss zu vermeiden.
Des lieben Friedens wegen.
Wenn man sich schuldig fühlt mit eigener Meinung.
Weil man doch so stur ist.
Wenn man immer für die anderen da ist.
Ohne an sich zu denken.
Wenn man alles tut.
Aber immer nur für andere…
Mein ganzes Leben war ich brav…

Was habe ich davon gehabt?
Nur Nachteile.
Ich stellte mich immer hintan.
Wenn es um meine Bedürfnisse ging.
Um meine Wünsche.
Und ich traute mich nie zu sagen:
Ich will!
Ich wollte so vieles.
Und tat es nie.
Ich wollte doch geliebt werden.
Und dachte.
Ich werde geliebt.
Wenn ich alles richtig mache.
Wenn ich tue, was die anderen sagen…
Aber niemand liebte mich deswegen nur ein bisschen mehr.
Gar niemand.
Ich war folgsam und ergeben.
Und die Leute traten auf mir herum.
Und auf meinen Gefühlen.
Sie taten mir weh.
Und sie forderten noch mehr.
Immer mehr…

Ich bin nicht mehr brav.
Schon länger nicht mehr.
Ich mache nur mehr was ich will.
Und ich knalle die Tür zu vor Leuten.
Die kommen um zu fordern.
Ich bin hart.
Hart zu den anderen.
Aber ich erfülle mir so manchen Wunsch.
Von dem ich früher nur träumte.
Und ich wage es zu träumen.
Was ich mich früher nicht traute.
Was ich für zu gut und für zu schön hielt.
Für mich.
Nun träume ich.
Mit offenen Augen.
Und ich will nicht nur träumen.
Ich will leben.
Ich will er-leben.
Endlich.
Keiner braucht mehr kommen.
Dass er mich braucht.
Und dass ich muss.
Er wird gegen Mauern laufen.
Und sich den Kopf anschlagen…
Ich bin endlich ich!