Karl-Heinz Fricke
Der Arme
Dem Hinrich vom Steinhuder Meer
fehlte seine Arbeit sehr.
Das ging ihm täglich durch den Kopp,
zehn Wochen nun schon ohne Job.
Unglücklich saß er grübelnd am Strand
mit seiner Angel in der Hand.
Ständig er aufs Wasser stierte,
in der Tiefe sich nichts rührte.
Seit Tagen kein Geld in der Tasche mehr,
auch der Kühlschrank völlig leer.
'Morgen früh geh ich, verdammt
gleich um acht zum Wohlfahrtsamt'.
Der Beamte Heinemann
sah den Hinrich mürrisch an,
denn er liebte seine Ruh,
nun klappte er den Schmöker zu.
Schüchtern brachte Hinrich vor,
dass er seinen Job verlor
und dass auch das Stempelgeld
man seit zwei Wochen eingestellt.
Er sei deshalb in großer Not
und er hätt' nicht mal ein Butterbrot.
Darauf sah der Heinemann
sein Gegenüber prüfend an:
"Gehen Sie zu Ihrer Mutter,
die hat sicher Brot und Butter !"
"Ach, mein Mütterchen ist tot,
so hab ich nicht mal trocknes Brot.
Falls Sie nach meinem Vater fragen,
so muss ich Ihnen leider sagen,
tot ist mein lieber Vater auch,
da war was falsch in seinem Bauch !"
"Dann haben Sie einen Vormund, Mann,
sprach er darauf den Hinrich an.
Und wisst Ihr, was der Hinrich sagte ?
"Nee, ich hab' eine Hasenscharte !"
Karl-Heinz Fricke 23.08.2007
Anmerkung: Dieses Gedicht ist eigentlich traurig. Nur der letzte Vierzeiler macht es zum Schmunzler. Ich hoffe jedoch, dass es in beider Sinne verstanden wird.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.08.2007.
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