Sylvia Knitel

Der Menschen bester Freund

Ich bin so klein, so unscheinbar,
mal euch gern ein graues Haar,
bin immer da, stets bei euch,
nie von deiner Seite fleuch.

Halt deine Hand und merkst es nicht,
zeichne doch Falten dir ins Gesicht.
Kenne dein Leben, deine Trauer -
auch wenn du um dich baust die Mauer.

Bin der Menschen bester Gefährte,
manch einer mich doch sehr begehrte.
Der eine früher, der andere spät.
Die Zeit, sie bringt's, doch sie's nie verrät.

Ja, die Zeit, mein liebster Untertan.
Bringt euch oftmals zu mir an.
Doch meist seid ihr es selber -
schlachtet euch wie Lämmer und Kälber.

Schicksal - dies ist auch ein Assistent.
Ob ihr wohl meinen Namen kennt?
Nein - dringt's dir in den Sinn,
doch bin ich manchmal Hauptgewinn.

Ja, ein Sechser im Spiel vom Glück.
Wenn dich das Leben zu Boden drückt,
erklingt von dir die Sehnsuchtsmelodie -
so schön und klangvoll wie noch nie.

Ich hör dir zu, halt deine Hand,
doch bleibe ich stets unerkannt.
Du hast Angst - allein vorm Wort,
gabst es mir doch selbst an jenem Ort.

Lachst mich aus und greifst mich an,
bin für dich nur ein Knochenmann
mit scharfer Sense in der Hand,
wandle in deinen Augen so durchs Land.

Doch lass dir gesagt sein: „So bin ich nicht!“
Hab doch wie jeder ein normales Gesicht.
Trete stets auf mit neuer Miene.
Niemand weiß, wem ich denn diene.

Im Antlitz einer schönen Frau
oder als Nachbar - wer weiß das genau.
Als Kind, das mit dem Feuer spielt
oder als Chirurg, der dir was stiehlt.

Ein Arzt bin ich, so könnt' man sagen.
Heil' ich doch die Welt von Plagen.
Unterscheide nie ob gut oder bös'.
Halt dich im Arm, wenn ich dich erlös'.

Ich komme ,bin nicht aufzuhalten.
Hol' Kinder und besonders gern die Alten.
Küss die Lippen der Verfluchten,
die niemals ihren Frieden suchten.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.12.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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