Ulrike Reich

Mein bester Freund heißt Tod

 

 
 
Einst stand ich vor des Todes Angesicht,

ein netter Herr, gekleidet ganz in Schwarz.

Ich wollte bleiben, doch ich dürfe nicht,

meinte der Tod und ignorierte meinen Schmerz.

 
Bin weder tot, noch lebe ich,

irre umher, weiß, dass ich bin und nicht bin,

Unruh' und Angst begleiten mich.

Sein als auch Nichtsein macht keinen Sinn.

Es ist die düstre' Zwischenwelt,

nicht hier und auch nicht dort,

nicht dunkel, doch auch nicht erhellt,

weil' ewig schon an diesem Ort,

der keine Trauer kennt, kein Lachen,

nicht Freiheit und auch nicht Bewachen.
 

Von Zeit zu Zeit schaut er vorbei,

der Tod, der Wächter seiner Welt,

sagt mir, dass bald es so weit sei,

dass er mein Nichtssein mir erhellt.

Dann würd' er kommen, mich zu holen.

"Ich weiß schon", sagte ich verstohlen,

"in etwa, wann der Zeitpunkt ist,

den ich verpasst und so vermisst.

Ich lad' dich ein, komm sei mein Gast,

und führe mich, spür' meine Hast

zu reichen dir die Hände,

damit nun endlich naht das Ende."
 

Der Zug des Lebens rauscht vorbei,

bleibt stehn' und wartet kurz auf mich.

Der Schaffner wartet lächelnd ab,

ich wink' ihm, dass er weiter soll

mit seiner Fracht des Lebens voll,

und langsam setzt er fort die Fahrt,

will ihn nur noch von hinten sehen.
 

Und schon nahet heran der Tod,

IHM geb ich Zeichen, er soll warten.

Ich eile nun so schnell ich kann,

spring' auf und lass mich fahr'n

und fahr'n, schweb' hinauf,

hinab, und hin und her,

und merke bald, mich gibt's nicht mehr.
 

Dann bin ich frei, und schrei

vor Glück das letzte Leben aus mir raus

bis auch der letzte Schrei verhallt,

ungehört, und doch so laut.

 

Schau kurz zurück,
 
ein leerer Blick,
 
der Tod, er hat noch viel zu tun,
 
und ich kann endlich endlos ruh'n.

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